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(c) 2009–2013 Oliver Bonten
Jeju (13.10.2009-16.10.2009)
Für den nächsten Morgen hatte ich einen Flug nach Jeju gebucht. Praktischerweise fährt die „Airport-Limo“, eine Art Zubringerbus, direkt von einer Haltestelle gegenüber dem Hotel ab (das Hotel Arirang liegt direkt am Bahnhof). Vorher bin ich noch schnell zu Gimbap-Cheonguk zum Frühstücken, habe aber in der Eile die koreanischen Schriftzeichen nicht richtig gelesen und nicht das bekommen was ich essen wollte (wohl aber das, was ich bestellt hatte).
Jeju ist eine Vulkaninsel südlich des koreanischen Festlands, die wie ein Pickel aus dem Meer aufragt – der Kegel des Vulkans Halla, der höchste Berg in Südkorea, etwa 2000m hoch und ungefähr so groß wie Singapur. In Nordkorea nahe der chinesischen Grenze liegen noch höhere Berge – dort sind der Legende nach auch die ersten Koreaner aus dem Ei geschlüpft – aber für Südkorea ist das schon ziemlich viel und deswegen auch ziemlich wichtig. Ursprünglich mal – wegen der Entfernung zum Festland – ein relativ autonomes Fürstentum koreanischer Fischer, ist Jeju inzwischen so etwas wie das koreanische Hawaii oder Bali geworden, ein Urlaubsort. Was es auf Jeju alles zu sehen und zu tun gibt:
Rund um Jeju gibt es überall Hareubang zu sehen – Steinskulpturen mit großen Gesichtern und besonders große Augen. Skulpturen dieser Art gibt es an vielen Orten am Rand des Pazifiks, die bekanntesten Vertreter sind die großen Figuren auf der Osterinsel. Auch auf den koreanischen Festland gibt es hin und wieder Hareubang, aber auf Jeju sind sie wirklich ubiquitär
In einigen der Fischerorte Jejus arbeiten Hae-Nyeo, die „Meerfrauen“. Es sind Apnoetaucherinnen, die Muscheln und Meeresfrüchte sammeln. Heutzutage gibt es nur noch wenige davon und die meisten sind schon etwas älter; angeblich ist dieser Frauenberuf entstanden, um eine Gesetzeslücke im Steuerrecht auszunutzen, da im Wortlaut des Gesetzes Männer, die diesem Broterwerb nachgingen, dafür Steuern Steuern zahlen mußten.
Der erwähnte Halla-San oder Mount Halla natürlich. Die Koreanische Schreibweise heißt eigentlich „Hanla-San“, aber die Koreaner schreiben in lateinischen Buchstaben immer „Halla-San“, und so sprechen sie es auch aus. Wanderwege führen zum Krater-Rand, und die Besteigung ist bei Koreanern sehr beliebt – so beliebt, daß nur zwei der vier Zugangswege (aus den vier Himmelsrichtungen) auf den Berg geöffnet sind, die anderen beiden sind für mehrere Jahre gesperrt, damit die Natur sich wieder erholen kann. Und wenn sie wieder eröffnet werden, werden wahrscheinlich die anderen dafür gesperrt
Man kann auf Jeju auch einigermaßen Tauchen. Klimatisch ist es in Korea natürlich nicht mehr tropisch, aber Jeju liegt weit im Süden und es ist über große Teile des Jahres angenehm warm. Allerdings wächst hier im Winter Kelp – und der wächst nur da wo es nicht mehr wirklich warm ist
Weiterhin kann man ab dem Hafen von Seogwipo eine Ausfahrt mit einem Passagier-U-Boot machen
Parks, Gärten, Teddybärenmuseum, „Love Park“, Strände und „Folk Villages“ (auf der kostenlosen englischen Karte als „Fork Villages“ eingezeichnet)
Seogwipo
Flüge und Bootsverbindungen gehen nach Jeju-City im Norden der Insel, der größten Stadt dort. An der Südküste liegt Seogwipo (서귀포), die zweitgrößte Stadt und für mich ein deutlich angenehmerer Ort. Außerdem lagen dort die meisten Tauchbasen und ich wollte eigentlich ein bißchen Tauchen gehen. Vom Flughafen gibt es eine „Airport-Limo“ (ein Bus) nach Seogwipo. In Küstennähe im Ort waren überall Hinweise auf die nächste „Tsunami-Shelter“ – mein Hotel war aber relativ hoch gelegen und damit nicht im Gefahrenbereich. Die Tauchbasis war leider nicht mehr dort wo sie laut der Adresse, die ich hatte, sein sollte, und es hat mich einige Zeit gekostet, sie zu finden. Sie waren sich aber nicht sicher ob sie genug Platz hätten, nicht am nächsten Tag, und für den übernächsten Tag hatten sie auch schon Buchungen
Seogwipo ist eine kleine Stadt mit einer malerischen Hafenpromenade, die aber nicht darüber hinwegtäuscht dass dieser Hafen noch täglich von „echten“ Fischerbooten benutzt wird, vor allem gibt es dort viele Tintenfischboote mit ihren typischen Monsterglühbirnen. In der Nähe des Hafens gibt es zwei kleine Parks, je um einen Wasserfall herum. Und überall Mandarinenbäume.
Da ja kein Platz auf dem Tauchboot war, bin ich am nächsten Tag auf den Halla-San gestiegen. Der westliche Zugang, Seongpanak, ist der einfachste, aber hat auch den längsten Weg zum Krater, mehr als 9km. Es gibt gute Busverbindungen zum Ausgangspunkt dieses Weges – viele Busse verkehren zwischen Seogwipo und Jeju-Stadt, und eine dieser Buslinien fährt am Ausgangspunkt des Wanderwegs vorbei (1.500 ₩ (0,88 €)). Der Aufstieg von hier ist praktisch ein Wanderweg und hat mit Bergsteigen oder Klettern nicht viel zu tun. Nur vereinzelt gibt es gut ausgebaute Treppen aber der größte Teil des Weges ist einfach ein langer mäßiger Anstieg. Alle paar hundert Meter steht ein Schild am Wegesrand, das die restliche Entfernung zum Gipfel anzeigt. Der Weg ist gut besucht, unterwegs gibt es sanitäre Einrichtungen und Trinkwaserquellen. Nach ca. 7km, man ist schon relativ weit oben, gibt es eine Schutzhütte mit Kiosk, in dem man Kaffee, Trinkwasser und zubereitete Fertignudeln kaufen kann – zu zivilen Preisen übrigens, den Kaffee für 500 ₩ (0,29 €) wie auch oft am Boden, und die Nudeln für 1.500 ₩ (0,88 €). Kein Vergleich mit dem Imbiß auf der Zugspitze. Weil ich nicht wußte, dass es diesem Kiosk gibt, hatte ich Gimbap-Rollen mitgebracht. Oben an der Schutzhütte habe ich dann gelernt, dass ich meinen Müll dort nicht wegwerfen darf: jede Verpackung die man selber mitbringt, muß man auch wieder mit nach unten nehmen – bei der Hütte darf nur weggeworfen werden, was auch von dort stammt.
Waren und Geräte werden mit einem kleinen Zahnradbähnchen zur Schutzhütte gebracht. Es handelt sich dabei um eine einzelne Schiene mit Zähnen, auf der ein kleines Wägelchen sitzt, das augenscheinlich von einem Rasenmähermotor angetrieben wird. Zwei Männer sind mit den Waren mitgefahren und es sah ein bißchen so aus als würden sie auf einer Spielzeugeisenbahn sitzen. Bei uns kennt man solche Gefährte aus Weinbergen, ich glaube aber nicht dass die Weinbauern selber mitfahren.
An mehreren Stellen entlang des Weges standen übrigens koreanische Werbetafeln mit einer zusätzlichen englischen Zeile: „The top of an election is a clean election“. Verstanden habe ich das nicht. Von der Schutzhütte waren es noch mehr als 2km zum Gipfel, und ab dieser Stelle war der Weg auch etwas steiler. Es wuchsen in dieser Höhe keine richtigen Bäume mehr, nur noch Sträucher, und es war windig und kalt. Der Krater befand sich mitten in einer Wolke; es gab entlang des Kraterrandes Sitzbänke, aber wegen der Wolke war nichts zu sehen. Dichtester Nebel. Erst als ich wieder ein gutes Stück abwärts gegangen bin, klarte es etwas auf und der Gipfel war wieder frei. Dafür konnte ich jetzt auf Augenhöhe eine Wolke neben mir schweben sehen – eine sehr ungewöhnliche Perspektive.
Zurück in Seogwipo wollte ich noch eine Fahrt mit dem U-Boot machen, aber es war leider schon zu spät. Dafür habe ich am Hafen eine der berühmten Hae-Nyeo ihren Fang abtransportieren sehen. Und die gute Nachricht: in der Tauchbasis war am nächsten Tag ein Platz frei.
Zum Tauchen selber gibt es nicht viel zu erzählen: wir sind mit einem Fischerboot zu einer felsigen Insel in Sichtweite von Seogwipo gebracht worden und haben von dort zwei Tauchgänge vom Ufer aus gemacht. Das Wasser war moderat warm, es gab immer wieder etwas zu sehen, aber nichts besonderes. Man geht halt nicht nach Korea zum Tauchen, sondern es ist eherum die Gelegenheit zu nutzen, wenn man eh schon da ist.
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