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(c) 2009–2013 Oliver Bonten

Gyeongju (09.10.2009-11.10.2009)

Am nächsten Morgen habe ich den Gnom an der Rezeption im Motel in Seorak-Dong nach den Busverbindungen nach Gyeongju im Süden gefragt. Er hat mir dringend nahegelegt, erst nach Andong zu fahren und das dortige Kloster anzusehen, das sehr schön sein soll, und ließ sich nicht davon abbringen. Hilfsbereit hat er sogar beim Terminal angerufen um sich nach den Abfahrtszeiten nach Andong zu erkundigen, obwohl ich doch nach Gyeongju wollte. In jedem Fall ist der erste Schritt aber derselbe, nämlich mit dem Linienbus nach Sokcho zu fahren. Dort bin ich leider am falschen Terminal ausgestiegen, nämlich dort, wo ich zwei Tage vorher ausgestiegen war – von dort fuhren aber nur Expressbusse nach Seoul. In den Süden ging es vom „Intercity-Terminal“ am anderen Ende des Orts. Der Fahrer des nächsten Busses verstand leider kein Wort Englisch, aber mir ist es irgendwie gelungen, „시외“ zu sagen – das koreanische Wort für „Intercity“ – und der Busfahrer konnte mir sagen wo ich aussteigen muß. Nach Gyeongju gab es nur zwei Direkverbindungen früh morgens, aber auf gut Glück habe ich einen Schnellbus nach Daegu genommen. Langsame Busse brauchen fast drei Stunden länger, so dass sich das Warten auf den Schnellbus lohnt. Der kostet 23.800 (13,97 ) und ist natürlich pünktlich, wie sich das in Korea gehört.

Von der Fahrt selber bekommt man nicht immer viel mit, da es auf der Strecke viele Tunnels gibt. Was ich an einer (blitzsauberen und wohlorganisierten) Autobahnraststätte witzig fand ist, dass auf den Toilettentüren außen ein Piktogramm angebracht war, aus dem hervorging ob es sich um eine koreanische Hocktoilette oder eine westliche Sitztoilette handelt. In Daegu habe ich praktisch sofort Anschluß nach Gyeongju bekommen (4.000 (2,35 )), dieser Bus war sehr viel enger und sehr voll.

Tumulus (Grabhügel)

Gyeongju war eines der Ziele in Korea, die ich unbedingt sehen wollte. Ich hatte etwas über die Grabhügel für die koreanischen Herrscher und andere Würdenträger gelesen (es gibt wesentlich mehr Grabhügel in Gyeongju als dort je Könige geherrscht hatten), und Grabhügel sind etwas was ich normalerweise mit Völkern wie den frühen Kelten und Germanen assoziiere, oder mit Nomaden wie den Mongolen. Mit zunehmender Zivilisation entwickeln sich Grabhügel ja normalerweise zu Pyramiden, Chedis, Mausoleen und anderen aufwendigen Grabmälern. Verglichen zum Beispiel mit den vietnamesischen Kaisergräbern oder chinesischen Mausoleen sin diese Grabhügel geradezu bescheiden – etwas, was ich in einem so stark chinesisch beeinflußten Land nicht erwartet hätte.

Gyeongju war die erste Hauptstadt eines vereinigten Korea: es war die Hauptstadt des Königreiches von Silla (oder Shilla, wie es oft ausgesprochen wird), welches im 7. Jahrhundert die Vorherrschaft über die anderen koreanischen Königreiche gewann. Korea hieß damals noch nicht „Korea“, sondern „Silla“, nach der herrschenden Dynastie, und eines der unterworfenen Königreiche war ein gewisses Goryeo im Norden, mit der Hauptstadt Kaesong im heutigen Nordkorea. Ein paar Jahrhunderte später verlor Silla seine vorherrschende Stellung an Goryeo, und der Name des Landes änderte sich in „Goryeo“. Es begab sich zu der Zeit, dass Marco Polo vorbeikam, diesen Namen aufschnappte und zurück in den Westen trug. Seitdem heißt Korea bei uns „Korea“. In Korea hieß Korea lange Zeit „Joseon“, und so heißt es noch heute in Nordkorea, nach der Joseon-Dynastie, die die Oberherrschaft nur kurz nach Marco Polos Durchreise von Goryeo übernahm, und die bis 1910 von Seoul aus regiert hat.

Gyeongju

Gyeongju ist eine angenehme kleine Stadt, wenig Hügel oder Berge (außer den Grabhügeln), so daß man bequem mit dem Fahrrad herumreisen kann. Das machen auch viele Koreaner, aber da Koreaner immer alles gemeinsam machen, werden hier sehr viele Tandems vermietet. Ein einfaches einsitziges Fahrrad kostet 7.000 (4,11 ) pro Tag, für ein besseres Modell zahlt man 15.000 (8,80 ). Allerdings muß man bedenken, dass koreanische Fahrräder für Koreaner gebaut sind und für uns Westler das wichtigste ist, dass das Rad überhaupt groß genug ist – die billigen einfachen Räder waren die größten. Direkt hinter der Busstation gab es viele Motels, die vor allem auf koreanische Paare eingestellt sind: der Emfang geht anonym – Person am Schalter und Gäste können sich nicht sehen. Die Zimmer sind mit Riesen-Fernseher, zum Teil PC, Wasserspender, Kühlschrank, Mikrowelle etc. ausgestattet, im Bad gibt es unter anderem eine Massagedusche und auf dem Schreibtisch Utensilien, die man so braucht – Seife, Shampoo, Kondome, Rasierwasser, Haarspray, .... Das war ein Motel das nicht als Love-Motel bezeichnet war. Alles mögliche wurde mit elektronischen Tippschaltern ein- und ausgeschaltet, sogar die Toilettenspülung. Eines der Geruchsmittelchen war Marke „Cheetah“ und enthielt auf englisch den Dosierhinweis: „To make the dream a reality, drench yourself with cheetah a romantic mixture of passionate.“ Merkwürdiges Englisch. Die Zimmernummern hatten eine farblich changierende Hintergrundbeleuchtung. Für die Einzelreisenden fanden sich außerhalb des Motels Visitenkarten von Begleitdiensten.

Am ersten Abend bin ich erst mit Einbruch der Dunkelheit überhaupt aus dem Hotel gekommen und habe mir einige der frei zugänglichen Grabhügel angesehen. Einige der Grabhügel liegen mitten in der Stadt auf einer Art Wiese zwischen meinem Motel und der Innenstadt. Weiterhin habe ich auf der Suche nach etwas zum Essen eine Filiale von Kimbap-Cheonguk gefunden. Alleine dafür lohnt es sich, die koreanischen Schriftzeichen zu erlernen – diese Restaurants sind nämlich nur auf koreanisch beschildert. Kimbap sind eine Art koreanischer Maki-Sushi (nicht ganz dasselbe, aber ähnliches Prinzip: gefüllte Reisrolle in Seetang), und in den Kimbap-Cheonguk gibt es noch andere einfache traditionelle koreanische Gerichte. Außer Kimbap-Cheonguk gibt es noch drei oder vier andere Ketten mit ähnlichem Angebot. Hier in Gyeongju habe ich jedenfalls für 4.000 (2,35 ) Kimbap gegessen und auf dem Rückweg ein paar Nachtfotos an den beleuchteten Hügelgräbern gemacht.

Müllkübel in Gyeongju

In koreanischen Städten ist ein westliches Frühstück kein Problem – offensichtlich sind französische Bäckereien, oder besser: westliche Bäckereien mit französischen Namen wie „Paris Croissant“ oder „Paris Baguette“ gerade in Mode. Dort bekommt man z.B. Käsebrötchen und Kaffee. Die Werbung zeigt wieder den sorglosen Umgang mit der englischen Sprache – eine der Ketten warb z.B. mit dem Slogan „The lifestyle of the girl“ (es waren aber auch Männer drin). Nach dem Frühstück bin ich als erstes zum Wolseong-Park geradelt, in dem es ein altes astronomisches Observatorium gibt. Das Observatorium sieht aus wie eine Mischung aus Brennofen und Schachturm und man muß 500 (0,29 ) zahlen, um in die Nähe zu kommen. Wie es funktioniert hat und was man damit beobachten konnte war leider nicht erklärt. Es gab aber viele koreanische Paare, die sich vor dem Observatorium haben fotografieren lassen. Die Mülleimer im Wolseong-Park und in anderen öffentlichen Grünanlangen in Gyeongju waren übrigens nachgemachte Silla-zeitliche Kübel, in denen an einer Stelle eine Öffnung zum einwerfen befand, die wie eine herausgefallene Scherbe aussah. Ich frage mich, wie sich die Archäologen in ein paar Jahrtausenden das erklären, wenn sie es ausgraben.

Gegenüber des Wolseong-Parks liegt ein kleines Areal mit dem Anapji-Teich. Anapji heißt angeblich „Ententeich“, und ungefähr so sieht es aus – es handelt sich um eine Gartenanlage die zu einem nicht mehr existierenden Palast gehört hatte. Der Garten ist anläßlich der Unterwerfung der anderen koranischen Königreiche unter Silla angelegt worden, und hier wurde auch Jahrhunderte später die Kapitulation der Silla-Dynastie gegenüber den Goryeo-Herrschern unterzeichnet. Die Anlage (1.000 (0,59 ) Eintritt) ist schön und eigentlich sehr ruhig, aber es war Samstag und sie ist wohl ein beliebtes innerkoreanisches Reiseziel. Jedenfalls waren dort große Tourgruppen unterwegs. Ohne Elektronik geht in Korea aber nichts, und in den Büschen und Bäumen um den Teich herum waren überall Lautsprecher angebracht, aus denen dezent leise Sphärenmusik erklang. Die Vorliebe der Koreaner für Cartoons war übrigens auch in Gyeongju erkennbar – hier war auf vielen Hinweisschildern ein kleiner Prinz und eine Prinzessin zu sehen. In der Nähe des Parks liegt auch das Museum von Gyeongju; hier werden viele Fundstücke aus der Stadt ausgestellt. Das Museum ist relativ einfach und übersichtlich aber in einem ansprechenden modernen Bau; hier wollte ich mich nicht lange aufhalten sondern mich nur kurz umsehen. Auf dem Museumsgelände wurde ich von Arirang-TV interviewt, einem englischsprachigen koreanischen Sender, der gerade eine Sendung über Gyeongju produziert hat. Ob das Interview gesendet wurde, weiß ich nicht.

Bulguksa

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Gyeongju ist der alte Tempel Bulguksa, ca. 12km von der Stadt entfert. Der Tempel ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen, es geht an Reisfeldern vorbei über Nebenstraßen oder Fahrradwege dorthin. Dort habe ich als erstes in einer Seitenstraße für 10.000 (5,87 ) in einem kleinen Restaurant ein hervorragendes Bulgogi gegessen, das vor allem mit einer riesigen Auswahl interessanter Kimchis kam – angeblich kann man an den Kimchis die Qualität eines koreanischen Restaurants besser erkennen als an den Hauptgerichten. Der Tempel selber ist sehr beeindruckend, aber Samstags leider auch sehr voll – einer der ältesten Tempel in Korea, und UNESCO-Welterbe. Er befindet sich auf einer Bergflanke, was heißt dass es einerseits beschwerlich ist, dort hineinzugehen, andererseits daß man eine gute Aussicht hat.

In der Nähe von Bulguksa befindet sich der Felsentempel Seokguram, der allerdings deutlich höher liegt und zu dem nur eine steile Bergstraße führt. Alternativ kann man auch zu Fuß über einen Paß hingelangen, das habe ich mir aber erspart. Zwischen Bulguksa und Seokguram verkehrt regelmäßig ein Bus für 1.500 (0,88 ). Die Hauptattraktion von Seokguram ist eine detailreiche Buddhafigur in einer natürlichen Höhle (also dem Felsentempel), die aber inzwischen hinter einer spiegelnden dreckigen Plexiglasscheibe versteckt ist und, da der vor dem Eingang zum alten Tempel noch eine moderne Schutzhütte gebaut wurde, fast kein natürliches Licht mehr abbekommt. Fotografieren ist sowieso verboten, so daß es fast nichts mehr ausmacht, dass das Motiv so zugebaut ist. Die Aussicht vom Hügel vor der Höhle ist allerdings phantastisch und entschädigt ein bißchen für die Enttäuschung beim Tempelbesuch. Von hier kann man an guten Tagen bis zum Meer blicken (Bulguksa war auf der anderen Bergflanke und hatte daher Blick ins Land).

Geöffneter Tumulus

Irgendwo auf dem Weg hatte ich leider den Fahrradschlüssel verloren aber ein hilfreicher Busfahrer hat für mich das Schloß von meinem Fahrrad geknackt. Beim Verleiher in Gyeongju mußte ich dafür 3.000 (1,76 ) zahlen, aber erstmal stand der lange Rückweg an. Da es noch hell war, bin ich über Lake Bomun zurückgefahren, einen kleinen künstlichen See östlich von Gyeongju. Hier ist so eine Art koreanisches Naherholungsgebiet mit typischen Urlaubsattraktionen am See, Hotels, Restaurants, Bootsverleihen etc., sowie einem Vergnügungspark. Ein interessantes mehrstöckiges Gebäude sah aus wie ein Block, aus dem man eine Pagode herausgeschnitten hat. Von dort ging es am Fluß entlang nach Gyeongju zurück. Am Abend habe ich in Gyeongju wieder ein paar Nachtfotos von den Grabhügeln gemacht, sowie ein neues interessantes koreanisches Gericht bei Kimbap Cheonguk gefunden: Sundubu, eine Art Tofu-Suppe (3.500 (2,05 )).

Am nächsten Morgen hatte ich von dem ganzen Radfahren einen ziemlichen Muskelkater, aber es hat sich gelohnt. So eine Gegend mit dem Rad zu erkunden macht Spaß. Vor der Abreise nach Busan habe ich am Vormittag noch den „Tumuli Park“ erkundet, ein eingezäunter Teil des Stadtzentrums in dem die am besten erhaltenen Tumuli stehen. Einer der Grabhügel ist geöffnet und angeschnitten worden, man kann ihn besichtigen um zu sehen, wie die alten Koreaner ihre Grabhügel konstruiert haben. Leider ist auch dort Fotografierverbot, über das ich mich aber vorsichtig (und mit hoher Empfindlichkeit) hinweggesetzt habe.



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