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(c) 2009–2013 Oliver Bonten

Seoraksan Nationalpark (07.10.2009-09.10.2009)

Seoraksan

Seorak ist ein bewaldeter und bergiger Nationalpark (bergig ist in Korea allerdings alles) südlich der innerkoreanischen Grenze in der Provinz Gangwon. Eine Provinz Gangwon gibt es übrigens auch auf der anderen Seite der Grenze in Nordkorea. Bei den meisten Flächenprovinzen gibt es zwei Provinzen gleichen Namens, einmal als Nord- und einmal als Südvariante, z.B. Jeolla-Buk und Jeolla-Nam, oder Gyeongsan-Buk und Gyeongsan-Nam. Dasselbe Muster findet man in Nordkorea, nur die Provinz Gangwon gibt es in beiden Ländern nur einmal. Man kann sich leicht vorstellen, wie das zustandegekommen ist. In Gangwon merkt man übrigens auch dass die Aussprache von einigen Worten regional unterschiedlich ist – im Koreanischen gibt es keinen Unterschied zwischen harten und weichen Konsonanten, und „g“ und „k“ sind zum Beispiel derselbe Konsonant. Stimmt nicht ganz, denn es gibt auch eine Variante des Konsonanten, die immer und überall „k“ ausgesprochen wird, aber in Gangwon wird „Gangwon“ z.B. fast so ausgesprochen wie „Kangwon“, und die leckeren Reisröllchen heißen „Kimbap“ und nicht, wie in Seoul, „Gimbap“. Es handelt sich aber immer um denselben Buchstaben.

Die nächste Stadt von Seoraksan aus ist Sokcho an der Ostküste. Wegen der relativen Nähe zu Seoul ist es ein beliebtes Ziel für verlängerte Wochenenden und Kurzreisen, vor allem im Herbst wenn die Blätter sich verfärben. Allerdings war es Anfang Oktober für die Koreaner wohl noch nicht farbig genug, so dass es im Park noch nicht überlaufen war. Wegen der Nähe zur Grenze gibt es hier viele Sicherheitsinstallationen, z.B. kann der ganze Strand beleuchtet werden. Sokcho ist eine alter Fischereihafen, aber nur ein Dutzend Kilometer entfernt liegen schon Berge mit über 1000m Höhe, und so verwundert es nicht dass zu den regionalen Spezialitäten auch Gerichte gehören, in die unbedingt frische Meeresfrüchte und Bergkräuter, die nur ab einer gewissen Höhe wachsen, hineinmüssen.

Am Morgen bin ich in aller Frühe (8:00) in Seoul aufgestanden und mit der U-Bahn 10 Stationen zum Expressbus-Terminal (Teo-Min-Eol) in der südlichen Stadthälfte gefahren. Die U-Bahn war ziemlich voll, und ich hätte beim Einsteigen fast einen Stiefel aus dem Gepäck verloren. In der Rush-Hour macht das U-Bahn-Fahren in Seoul keinen Spaß. Der Bus nach Sokcho kostet 23.800 (13,97 ) für einen Bus mit 27 Sitzen (also neun Reihen zu je drei Sitzen in einem Bus normaler Größe – darin kann man relativ bequem sitzen). Eine Minute vor der geplanten Abfahrtszeit hat der Busfahrer eine Glocke tönen lassen, und auf die Minute genau haben sich die Türen geschlossen und der Bus ist abgefahren. Die Fahrt nach Sokcho dauert ca. vier Stunden, da es quer durch die Berge geht und die Straße noch nicht komplett als Autobahn ausgebaut ist. In Sokcho sah man die ersten phantasievollen Motels, die wie Paläste, Moscheen oder andere (aus koreanischer Sicht) exotische Gebäude aussahen. Von Sokcho ging es mit dem Linienbus in den Seoraksan-Nationalpark, zum Dorf Seorak-Dong am Ende der Straße.

Kensington Stars

Der Ort besteht fast nur aus Motels, Hotels, Restaurants und anderen Tourismusbetrieben. Die wenigsten Motels haben englischsprachige Schilder aufgestellt, in einem davon war die Rezeption nicht besetzt, ein anderes sah von weitem nett aus, entpuppte sich bei näherem Hinsehen aber als Liebesnest für koreanische Paare. Ich habe mich schließlich für das „Korea Motel“ entschieden, nahe der Haltestelle, das ein bißchen heruntergekommen aussah, aber die Rezeption war besetzt und der Gnom dahinter (vermutlich der Besitzer) sprach ganz gut Englisch. Natürlich gibt es auch das „Kensington Stars“ Hotel in Seorak-Dong, vor dem unter anderem zwei echte englische Doppeldeckerbusse stehen – ob das allerdings darauf hindeutet, dass es im inneren etwas internationaler zugeht, weiß ich nicht. Im Ort war nicht viel los, viele Restaurants hatten geschlossen aber zum Glück nicht alle, und das was ich ausgewählt hatte, war ganz gut. Morgens macht sich bemerkbar, dass Seoraksan ein Ort fast nur für koreanische Touristen ist: während an Brötchen und ähnlichem Mangelware herrscht, kann man überall Reis- und Nudelgerichte frühstücken.

Extra für die koreanischen Berge hatte ich mir vor der Reise eine kleine Kamera gekauft (Olympus E-P1), damit ich in die Berge nicht das schwere Gerät mitschleppen muß und trotzdem anständige Fotos machen kann. Leider ist mir die Kamera im Motel hingefallen und ausgerechnet das Objektiv hat danach nicht mehr funktioniert, so dass ich dann doch die schweren Objektive von meiner normalen Kamera mitschleppen mußte. (Das Objektiv hatte ich nach der Reise eingeschickt, es kam mit dem Vermerk zurück dass es doch einwandfrei funktioniere ... und seitdem funktioniert es auch wieder.)

Der Eintritt in den Nationalpark kostet 2.500 (1,47 ). Gleich hinter dem Eingang erfährt der fernwestliche Reisende sofort, dass Koreaner freundliche und hilfsbereite Menschen sind – mir wurde mehrmals von hilfsbereiten Koreanern erklärt, auf welchen Wegen man welches Ziel erreichen könne, obwohl ich das doch gar nicht wissen wollte, es auch auf der Karte und den Wegweisern sehr gut erkennbar war, und mir schon zwei Minuten vorher ein anderer Koreaner genau dasselbe erklärt hat. Immerhin – kein Risiko sich zu verlaufen. Mein erstes Ziel im Park war der Berg Ulsanbawi. Das Seoraksan-Gebirge ist eigentlich ein südlicher Ausläufer des Geumgangsan-Gebirges, das größtenteils in Nordkorea liegt. Geumgangsan ist dadurch entstanden, dass die besten koreanischen Berge aufgefordert wurden, sich dort zu versammeln. Ein Berg aus Ulsan im Süden Koreas hat es allerdings nicht so weit geschafft und sich etwas weiter südlich zur Ruhe gesetzt – das ist der Ulsanbawi („Ulsan-Felsen“). Der Weg führt vorbei am alten Sinheungsa-Kloster und dem zwischenziel Heundeulbawi („Wackelfelsen“), einer Art Wackelfelsen. Dort gibt es einen Imbißstand mit – für koreanische Verhältnisse – überteuerten Waffeln und Getränken. Danach wird der Weg beschwerlich und steil, allerdings an besonders schwierigen Stellen immer mit Leitern oder Treppen ausgerüstet, so dass man auch ohne Bergschuhe oder Kletterkünste auf den Berg hinaufkommt. An einer Stelle gibt es sogar so etwas wie eine endlose Himmelsleiter mit Hunderten von Stufen. Zwischendrin gibt es aber immer wieder großartige Aussicht.

Seoraksan

Herbstliche Blätter

Ulsanbawi

Ulsanbawi

Oben am Ulsanbawi gibt es eigentlich zwei Gipfel (jedenfalls zwei, die man besteigen kann): auf den Hauptgipfel kommt man nicht ganz herauf, dort steht man auf einer umzäunten Felsplatte, die zu einer Seite hin eine senkrechte Wand hat – auf diesen letzten Felsen kommt man nicht hinauf. Die meisten Besucher stehen auf dieser Ebene, genießen die Aussicht und feiern den Aufstieg. Vom Gipfel aus kann man bis Sokcho und weit auf das Meer hinaus sehen. Eine Gruppe junger Koreaner hat mir einen Becher Makgeolli angeboten, ein vergorenes süßes Reisgetränk ähnlich wie Cidre (während in Korea mit „Cider“ klare Zitronenlimo gemeint ist, es besteht also Verwechslungsgefahr). Für Koreaner ist es schwer vorstellbar, dass man alleine reist, und man wird in solchen Situationen immer wieder angesprochen und einbezogen.

Auf dem Nebengipfel spielte sich eine filmreife Szene ab. Dieser Gipfel sieht ein bißchen wie eine Kinderzeichnung von einem Gipfel aus, nicht spitz, aber es geht wirklich rundherum in jeder Richtung nach unten. Dort stand ein Koreaner auf dem höchsten Punkt, zückte sein Handy und rief jemanden an. Wegen des Windes in der Höhe war die Kommunikation nicht wirklich einfach, man hörte aber laut und deutlich, wie er mehrmals wiederholt und langsam „Ul-San-Ba-Wi“ in das Mikrofon schrie – offensichtlich erklärte er gerade jemandem, wo er war. Mich hatte erstaunt, dass es auf dem Gipfel überhaupt Emfpang gab. Überhaupt sind Koreaner manchmal drollig. Auf dem Treppenabsatz an einer der langen Treppen hat sich eine in nagelneue (oder jedenfalls blitzsaubere und unbeschädigte) Bergkleidung gehüllte junge Dame zum Beispiel hingesetzt und ihr Makeup nachgezogen, um danach mit dem Aufstieg fortzufahren – vielleicht, um bei den Göttern einen guten Eindruck zu machen. Man sagt den Koreanern ja nach, dass sie begeisterte Bergwanderer seien – der entsetzte Aufschrei einer anderen jungen Frau, als sie beim Aufstieg um eine Ecke bog und nun die ganz lange Himmelsleiter vor sich sah (ich war gerade beim Abstieg) sprach allerdings Bände.

Bärencartoon

Den Abstieg fand ich deutlich anstrengender als den Aufstieg. Allerdings ging er auch deutlich schneller. Unten im Tal habe ich für 12.000 (7,04 ) Pajeon gegessen, eine Art koreanischen Kartoffelpfannkuchen, sehr dick mit Gemüse und anderem drin. Nicht mein Fall. Am Nachmittag habe ich noch einen kleinen Abstecher zur Geumganggul-Höhle gemacht. Der Weg war erst sehr einfach, wurde am Ende wieder beschwerlich mit vielen Treppen, ging aber nicht so weit bergauf. Vom Eingang der Höhle gab es wieder eine sehr gute Aussicht, die Höhle selbst fand ich aber nicht so interessant. Koreaner lieben übrigens Cartoons: auf dem Weg zur Höhle gab es mehrere Schilder, die vor Gefahren warnten oder abgesperrte Strecken anzeigen; auf diesen Schildern waren immer zwei Bären abgebildet (Vater und Sohn, der Vater mit einer Art Tirolerhut), die verdeutlichen worum es geht, also denen z.B. gerade ein paar Felsbrocken auf die Köpfe fallen. Wegen der großen Bevölkerungsdichte Koreas, und der damit verbundenen Besucherzahlen, sind in den Nationalparks immer Teile und Wege für ganze Jahrzehnte gesperrt, um sich erholen zu können.

Zum Schluß bin ich noch mit der Seilbahn am Parkeingang (8.500 (4,99 )) auf den dortigen Berg hinaufgefahren, von dem aus es ebenfalls eine gute Aussicht gab. Dannach war ich nicht mehr zu viel Bewegung fähig.



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