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(c) 2004 Oliver Bonten

Hanoi (25.11.2003-30.11.2003)

Von Hue aus ging es mit einem angenehmen Nachtbus (der Bus hatte eine Sitzreihe mit außergewöhnlich großen Abstand zur vorderen Reihe, und das hatte wohl keiner gemerkt, denn die Reihe war angenehmerweise noch frei) nach Hanoi. Ärgerlicherweise ist der Bus schon gegen 5 Uhr morgens angekommen, und zu der Zeit war in Hanoi kaum jemand auf der Straße. In einem Hotel, dessen Rezeption laut Werbung 24 Stunden geöffnet ist, habe ich mittels des Telefons den Rezeptionisten vermutlich aus dem Bett geklingelt (er behauptete, er sei an anderer Stelle im Haus beschäftigt gewesen und hätte deswegen die Tür verschlossen).

Schlangenwein

Man sagt ja immer über Singapur, dass es so eine Art Asien für Einsteiger sei - in gewissem Sinne gilt das aber auch für Hanoi. Hanoi ist jedenfalls sehr ordentlich und sauber, es gibt keine offenen Kanäle, die üble Gerüche verbreiten, und der Abfall wird jeden Abend weggeräumt. Ich habe keine Ratten und nur sehr wenige Kakerlaken gesehen. Alles in allem ist Hanoi eine sehr schöne Stadt. Nicht so schrill wie Saigon oder andere asiatische Metropolen, eher dezent und ordentlich, aber trotzdem sehr lebhaft, voller Menschen, ordentlich in Schuß gehalten, und augenscheinlich wohlhabend. Außerdem ist es nachts um 5 noch auffallend ruhig - während in anderen Städten eigentlich immer irgendwelche Verkäufer unterwegs sind und irgendwelche Restaurants und Geschäfte aufhaben, war es in Hanoi still. Allerdings hat Hanoi auch noch einiges, was an den Ostblock erinnert: so sind z.B. an allen Straßenecken große Lautsprecher aufgebaut, aus denen zweimal täglich die offiziellen Nachrichten verkündet werden, und überall sorgen mit Megaphonen (und vermutlich auch anderweitig) bewaffnete Polizisten für Ordnung. Ich wurde gleich am ersten Tag aus der Ferne ermahnt, als ich auf der Rückenlehne einer Parkbank saß, dass ich mich richtig hinsetzen soll, auf vietnamesisch natürlich. Eine Passantin hat mir erklärt, was der Polizist von mir wollte. Leider hindert auch die Präsenz der Polizei die Einwohner nicht daran, wie die Berserker Motorrad zu fahren. Man wird auch dann über den Haufen gefahren, wenn man z.B. auf einem Zebrastreifen steht (!) und den entgegenkommenden Verkehr beobachtet. Ein Motorradfahrer, der auf der falschen Straßenseite fährt und hupt, geht wie selbstverständlich davon aus, dass man zur Seite geht.

Vietnam ist ja von Norden nach Süden gewachsen, und damit liegt Hanoi sozusagen im alten Vietnam, während Hue, Saigon und das Mekong-Delta erst im Verlauf des letzten Jahrtausends Stück für Stück dazugekommen sind und in neueren Landesteilen liegen. Hanoi war bis vor ca. 200 Jahren Hauptstadt von Vietnam und ist es nach der Unabhängigkeit wieder geworden - Hue war nur für die relativ kurze Zeit der Nguyen-Dynastie Hauptstadt.

Die Altstadt von Hanoi liegt sehr malerisch nördlich des Hoan-Kiem-Sees. Das ist wohlgemerkt nicht die vietnamesische Schreibweise für eine bekannte europäische Sehenswürdigkeit, sondern ein echtes Gewässer innerhalb von Hanoi. Der See ist ungefähr bohnenförmig und hat an beiden Enden eine kleine Insel; im Norden befindet sich darauf ein Tempel und im Süden eine kleine Pagode, die häufig fotografiert wird und eines der Standardfotos für Postkarten und die Tourismuswerbung darstellt. Der Legende nach hat der erste Herrscher der Le-Dynastie, unter dessen Führung Vietnam von China unabhängig wurde und der deswegen überhaupt erst Kaiser wurde, hier ein magisches Schwert an die Götter (die in Form einer Schildkröte erschienen sind) zurückgeben müssen, das ihm zum Zwecke des Sieges gegen die Chinesen übergeben worden war.

Kupferdrahthandlung

Die Altstadt von Hanoi ist wie kaum noch eine asiatische Stadt wohlgeordnet: jedes Gewerbe ist klassisch in einer Straße angesiedelt, und in fast jedem Haus in diesen Straßen wird das jeweilige Gewerbe ausgeübt. Mein Hotel war z.B. in der Seidenstraße, und im Erdgeschoß befand sich auch tatsächlich ein Seidengeschäft. Es gibt eine Straße voller Schuhgeschäfte und eine mit Lebensmittelläden. In einer weiteren Straße werden Grabsteine gehauen bzw. die Kacheln für die typischen Urnengräber gemacht. Hier gibt es inzwischen aber auch Ho Chi Minh-Büsten zu kaufen - er ist schließlich auch schon tot. In einer anderen Straße gibt es Geistergeld, das ist eine Art Monopoly-Geld, das in Tempeln als Opfergabe verbrannt wird. Geistergeld gibt es in Form von falschen Dollarnoten, die entweder schwarz-weiß oder nur einseitig bedruckt sind, und von Dong-Noten, die dem Original überhaupt nicht ähnlich sehen. In dem einen oder anderen Tempel sieht man solche Papiere auch schonmal im Feuer brutzeln. In einer anderen Gasse sind die Ledermacher, wobei deren Aufgabe sich heutzutage größtenteils auf die Fertigung von Motorradsätteln zu beschränken scheint. Etwas merkwürdig fand ich die Straße, in der Kupferdraht verkauft wurde. Dort stand Laden neben Laden, in denen Dutzende von unterschiedlichen Rollen Kupferdraht aufgestellt waren. In einer anderen Straße gab es religiöse Artikel wie z.B. Buddhafiguren, Räucherstäbchen und ähnliches, aber auch rote Fahnen mit Hammer und Sichel oder gelbem Stern, sowie wiederum HCM-Büsten. überhaupt modernisieren die Händler ihre traditionellen Gewerbe, so gab es Klopapier und Tempotücher z.B. neben Bettlaken und Wischlappen in der Tuchmachergasse.

Leninstatue

Am Mittwoch habe ich mich auf dem Weg zum Literaturtempel ein wenig verlaufen und bin am Militärmuseum vorbeigekommen, das sich als recht interessant (zumindest in Relation zum Eintrittsgeld und der aufgewendeten Zeit) erwiesen hat. Es enthält unter anderem auch einen alten Turm, von dem aus man einen guten überblick über Hanoi hat, man darf aber von dort herunter nicht fotografieren. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Turm liegt am Rande eines Militärgeländes. Im Museum gibt es Dioramen, die u.a. die Belagerung von Dien Bien Phu darstellen und elektronisch gesteuert erklären (durch Scheinwerfer und Leuchtdioden). Als ich dort war, taten sie dies leider auf chinesisch, weil eine große Gruppe Touristen aus China anwesend war. Es gab auch eine Ausstellung zur Technik des Ho Chi Minh-Pfades mit dem Motto der Betreiber: "There may be bloodshed, but not traffic jam".

Doktorstele,
	    Literaturtempel

Der Literaturtempel ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Hanoi und touristisches Pflichtprogramm. Für mich sowieso, denn dieser Tempel ist ja schließlich mir gewidmet, und hier wird man mir nach meinem Tode Räucherstäbchen aufstellen! Vielleicht werde ich als Geist mal in den Literaturtempel zurückkommen. Natürlich ist der Literaturtempel nicht ausschließlich mir gewidmet, ich muß ihn mir noch mit ein paar Leuten teilen. Im Literaturtempel werden alle gebildeten Menschen verehrt, und per Definition sind das die mit Doktortitel. Insbesondere dient er aber der Verehrung von Konfuzius und den Rektoren der Universität, die dort einmal stand.

Ursprünglich war der Literaturtempel nämlich eine kaiserliche Universität, an der die nach Zitrusfrüchten benannten Hofbeamten ausgebildet wurden. Der Tempel besteht aus mehreren Höfen und ist ingesamt eine interessante Anlage, die vom Lärm der Innenstadt relativ abgeschirmt ist. An einer Stelle tragen steinerne Schildkröten Tafeln mit den Namen aller Doktoranden der Universität aus ca. vier Jahrhunderten, allerdings sind einige dieser Tafeln verlorengegangen. Im eigentlichen Tempel werden Konfuzius und seine vier Musterschüler verehrt, in einem zweiten dahinterliegenden Tempel die ersten Rektoren der Universität, denen - ebenso wie Konfuzius - Statuen errichtet.

Devotionalienhandlung

Der "Bringer des Lichts", Ho Chi Minh, war im November nicht zu besichtigen, da sich sein einbalsamierter Leichnam in dem Monat zur Restauration in Rußland befand. Zudem wurde das neben dem Mausoleum liegende Museum zeitgleich renoviert, ob das mit Absicht und Regelmäßigkeit geschieht, weiß ich aber nicht. Ho Chi Minh tritt die Reise nach Rußland jedes Jahr an. Nguyen Ai Quoc, wie Ho Chi Minh sich in Europa nannte, war eigentlich ein sehr gebildeter und in europäischer Geschichte und Kultur bewanderter Mann, der auch mehrere europäische Sprachen fließend sprach (ganz sicher französisch). Ich bin ziemlich sicher, dass er, als er sich schließlich "Ho Chi Minh" nannte, schon wußte, dass es da noch jemanden gibt, dessen Name gemeinhin mit "Bringer des Lichts" übersetzt wird.

In der Nähe des Mausoleums liegt auch sein Wohnhaus - er hat in einem bescheidenen Pfahlbau im Garten des Präsidentenpalastes gewohnt - das aber nicht aufzufinden war, da die Beschilderung wegen der Renovierung ständig in die Irre führte. Später hat mir jemand gesagt, dass das Haus auch gerade renoviert wird. Bei den Vietnamesen habe ich ein bißchen das Gefühl, dass sie nach mehr als 30 Jahren über den Tod ihres geliebten Präsidenten immer noch nicht hinweggekommen sind. Sonst hätten sie ihn vermutlich nicht in einem Mausoleum aufgebahrt, sondern, wie er es in seinem Testament wollte, verbrannt, und auch dass es seither keinen Präsidenten von Vietnam mehr gab und keinen Parteivorsitzenden, ist irgendwie merkwürdig.

Das Museum befindet sich in der Nähe der Einsäulenpagode, die, wie der Name sagt, auf einer einzigen Säule errichtet wurde. Bevor ich die Pagode gesehen habe, erschien mir das eine baustatische Meisterleistung zu sein, aber sie sieht eher aus wie ein zu groß geratenes Vogelhäuschen. Sie erinnerte mich auch ein wenig an die Martinsumzüge aus der Kinderzeit, denn da gab es ein Liedchen für die Leute, die nichts gegeben haben: "Das Haus, das steht auf einem Pin, da wohnt ein großer Geizhals drin ..." Allerdings war nicht übertriebene Sparsamkeit Grund für die Bauweise, sondern übertriebene Gottesfurcht.

Schildkröte und
	    Schwert

Am Abend habe ich mir das Wasserpuppentheater angeschaut, das offenbar ständig ausgebucht ist, jedenfalls ist es sehr schwer, Karten zu bekommen. Wasserpuppen sind so eine Art von Marionetten, die in trübem Wasser schwimmen (trübe, damit man die Mechanik nicht sieht) und über Gestänge von unten gesteuert werden. Man kann sich leicht vorstellen, wie die Leute früher bis zum Bauch im Reisfeld gestanden und mit den Puppen gespielt haben. Eine frühe Professionalisierung des Gewerbes ist daran gescheitert, dass die jeden Abend bis zum Bauch in trüben Wasser stehenden Puppenspieler sich alle möglichen Krankheiten zugezogen haben. Inzwischen tragen sie Gummihosen. Die Vorstellung in Hanoi war recht unterhaltsam, es gab aber keinen roten Faden, und ein bißchen sah es so aus, als wollten sie nur vorführen, wie viele Puppen sie haben und was die alles können. Das war allerdings wirklich eindrucksvoll: so gab es z.B. wasser- und feuerspeiende Drachen (letztere mit Feuerwerkskörpern, die auch unter Wasser noch funktionierten), wachsende Reispflanzen und äußerst bewegliche Tiere aller Art. In einer Szene wurde auch die Rückgabe des Schwertes an die Schildkröte im Hoan Kiem-See dargestellt. In einer anderen Szene haben mehrere Bauern mit absolut synchronen Bewegungen Reis gepflanzt und geerntet. Viele Figuren waren deutlich beweglicher, als man es von Marionetten oder indonesischen Wayang-Figuren kennt.

Am Donnerstag bin ich für zwei Tage in die Halong-Bucht gefahren. Nach der Rückkehr am Samstag war ich richtig erkältet und habe dementsprechend nicht viel interessantes getan, außer mir das "Hanoi Hilton" anzuzschauen, das Gefängnis, in dem die amerikanischen Kriegsgefangenen und vorher in der Kolonialzeit aufmüpfige Vietnamesen eingekerkert waren. Der größte Teil der späteren nordvietnamesischen Regierung hatte dort schon mal eingesessen, mit Ausnahme von Ho Chi Minh, denn der war ja schon früh nach Europa ausgereist.

Der Hoan Kiem-See eignet sich aber hervorragend dazu, an seinem Ufer zu sitzen, Zeitung zu lesen und hin und wieder in einem der kleinen Cafes an seinem Ufer einzukehren. Zu den Cafes gehört auch eine Filiale von Fanny's, die, wie in Saigon, ganz hervorragendes Eis machen. Der Loose empfiehlt die Sorte "junger Reis". Ich empfehle sie auch. Originell ist auch das Ingwereis. Es gibt aber auch ganz normale Sorten, die ebenfalls sehr gut sind. Überhaupt hebt sich Vietnam sehr positiv gegenüber den anderen asiatischen Ländern dadurch ab, dass es hier hervorragendes Eis gibt. In den reicheren Ländern wie Malaysia und Thailand gibt es Häagen Dasz, Swensen's, Baskin Robbins und vergleichbare Massenware, in Vietnam produzieren die Vietnamesen noch so, wie sie es von den Phapzosen ... äh ... Franzosen gelernt haben. Das Ergebnis ist "Kem Phap" und kann sich sehen und essen lassen!



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