Flagge von Indonesien

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Bukittinggi und die Minangkabau

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Hotel Benteng (?)

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(c) 2004 Oliver Bonten

Bukittinggi (15.09.2003-18.09.2003)

Am Dienstag bin ich zurück nach Bukittinggi gefahren. Bukittinggi heißt "hoher Hügel", und dementsprechend sieht die Stadt auch aus: sie befindet sich auf mehreren Ebenen, und aus den Fenstern des einen Gebäudes kann man z.B. das Dach des nächsten sehen. Bukittinggi ist eine schöne kleine Stadt, und wenn es gerade mal nicht regnet, gibt es ringsherum auch ein interessantes Panorama mit drei Vulkanen, darunter dem Gunung Merapi, der mit dem gleichnamigen Berg auf Java nur den Namen und sein feuriges Wesen gemeinsam hat. In der Gegend um Padang und Bukittinggi lebt das vergleichsweise wohlhabende und einflußreiche Volk der Minangkabau. Die Minangkabau zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie ein matrilineares System für Besitz und Herrschaft haben. Es erbt nicht die Tochter von der Mutter, sondern der Neffe vom Bruder seiner Mutter, das gilt auch für die Sultanswürde: die besten Partien des Landes sind nicht die Töchter, sondern die Schwestern des Sultans.

Durch die hügelige Lage ist Bukittinggi, obwohl fast am Äquator (vielleicht 100km davon entfernt), sehr kühl und angenehm, und wie auch an anderen Orten in den Tropen hat man diese Lage genutzt, um die regionale Universität zu gründen, denn tropische Hitze läßt einen bekanntermaßen nicht gerne in der Stube hocken und Bücher studieren. Auch einige private Bildungsinstitutionen (Buchhalterschulen, IT-Schulen etc.) befanden sich im Ort.

Überall weht auch neben der weiß-roten indonesischen Flagge die Flagge der Minangkabau, die uns eigentümlich bekannt vorkommt: sie besteht nämlich aus den Farben schwarz, rot und gelb. Die drei Farben symbolisieren die drei Stämme der Minangkabau.

Uhrturm

Die Minangkabau bauen alles mit Büffelhörnern. Ein Hausdach läuft in der Regel rechts und links je in zwei Spitzen aus, die wie Büffelhörner aussehen, und über dem Eingang gibt es noch ein Horn. Auch der Uhrenturm hat Büffelhörner, und sogar Bilderrahmen haben Büffelhörner. Der königliche Palast strotzte vor Büffelhörnern, so viele Hörner hatte kein anderes Haus. Über die Herkunft des Namens "Minangkabau" gibt es viele Legenden, aber allen ist gemeinsam, dass "-kabau" von "kerbau" = "Wasserbüffel" stammt, und der Wasserbüffel ist bei den Minangkabau weit verbreitet.

Die Minang-Küche oder Padang-Küche ist bekannt dafür, dass sie noch schneller auftischt als McDonalds. Minang-Restaurants sind von außen an ihrer Schaufensterdekoration sehr leicht zu erkennen: im Schaufenster sieht man mehrere Reihen von Schüsseln, die schräg versetzt aufeinander aufgetürmt sind (die Schüsseln haben oft einen kleinen Fuß, mit dem sie auf dem Rand von zwei aneinanderstoßenden Schüsseln der Ebene darunter stehen) und die jeweiligen Gerichte enthalten. Daneben, darüber oder darunter und darum herum befindet sich eine farbenfrohe Kette von Getränkeflaschen, die ein bißchen an eine bunte Weihnachtsbaumbeleuchtung erinnert und zumindest Cola, gelbe und rote Fanta sowie Sprite umfaßt - Minangkabau sind Moslems, und Bier wird in Minang-Restaurants selten angeboten. Die rote Fanta hat offiziell Erdbeergeschmack und schmeckt in Wirklichkeit wie in Zuckerwasser aufgelöste Kaugummis. Die Minang-Küche ist außerdem selbst für indonesische Verhältnisse eher auf der würzigen Seite. Die Berichte über die Geschwindigkeit sind nicht übertrieben: ich hatte mich in einem Restaurant (Simpang Raya - eine Minang-Food-Kette in Indonesien) nur hingesetzt und angefangen, die Getränkekarte zu studieren, als auch schon Reis und etliche Schüsseln mit diversen Gerichten vor mir standen. Im Prinzip kann man von allen Schüsseln die Curries (Soßen) probieren, und bezahlt dann nur für das, was man aus den Schüsseln ißt. Der Rest wird dem nächsten Gast vorgesetzt, und das allein ist wahrscheinlich schon ein Grund, warum sich Padang Food nie in Europa durchsetzen wird.

Fußbrücke

In Bukittinggi steht das holländische Fort De Kock auf dem höchsten Hügel, der einen hervorragenden Blick ins Land ermöglicht - leider darf man aber in das Fort nicht hinein, sondern nur darum herumlaufen, und da behindern die Bäume den Blick. Zu einer Seite der Stadt gibt es einen tiefen Canyon, und gewissermaßen am Rande des Abgrundes einen Park, den "Panorama Park". Dort befindet sich auch der Eingang zu einem hyperionartigen Höhlensystem, das mit seinen Gängen mit fast quadratischem Querschnitt sehr seltsam wirkt. Die Höhlen wurden während der japanischen Besatzung angelegt, und es gab keine Information darüber, was die Japaner damit beabsichtigt haben - vielleicht weiß es auch keiner mehr.

Am Nachmittag bin ich aus Versehen an einer Schule vorbeigegangen und wurde zwangsverpflichtet, ca. 10 Minuten Englisch zu unterrichten.

Kaffeemühle, Antrieb

Am nächsten Tag ging es mit einer organisierten Tour ("Minangkabau-Tour") durch die Gegend. Die erste Station war eine traditionelle Kaffeemühle, und ich hatte mich zuerst gewundert, was das soll - Kaffeemühlen habe ich zwei zuhause, und traditionelle Kaffeemühlen gibt es auch in der Kartoffelküche in Bad Homburg (für die Auswärtigen: das ist ein Restaurant mit sehr einseitigem Speisezettel) als Einrichtungsgegenstände. Die traditionelle Kaffeemühle bei den Minangkabau war aber etwas größer: es handelt sich um eine von einem Wasserrad betriebene Ansammlung von Stößeln, mit denen Kaffee über Nacht zerstampft wird. Der zerstampfte Kaffee wird dann manuell durch ganz feine Siebe gesiebt und das Kaffeemehl in alte Düngersäcke, die aber vorher ausgewaschen werden (das hat uns der Reiseführer zumindest versichert), verpackt. Die Säcke werden dann nach Jakarta zum Verkauf verschickt. Trinken möchte ich diesen Kaffee eigentlich nicht mehr.

Königlicher Palast

Der Palast des letzten Sultans der Minangkabau ist eigentlich nur ein besonders großes Haus, das vier Büffelhörner hat (an anderen Häusern habe ich nur zwei oder drei Hörner gesehen). Das Erdgeschoß besteht aus einer großen Halle, von der Schlafkammern für den Sultan, seine Mutter und die Prinzessinnen (Schwestern und nicht etwa Töchter des Sultans!) abgehen. Im Obergeschoß eine Sammlung ausländischer Münzen und Geldscheine - eine alte 1000-Reichsmark-Note war mit "DDR" gekennzeichnet.

Vermutlich um die Frauenherrschaft bei den Minangkabau zu beleuchten, war im Sultanspalast eine besonders vorlaute Wärterin tätig, die bei jeder Gelegenheit die männlichen Tourguides korrigiert hat. Im Sultanspalast war auch eine Reisegruppe aus Malaysia: in Negeri Sembilan in Malaysia haben sich ebenfalls Minangkabau angesiedelt (es gibt dort auch die Häuser mit den Büffelhörnern), und deswegen gibt es einen regen Austausch und viele organisierte Touren. Die Minangkabau sind eine Art Malaien und sie sprechen im Prinzip malaiisch mit leichten Abwandlungen, so heißt es z.B. "Istano" statt "Istana" (Palast) und "tigo puluh limo" statt "tiga puluh lima" (35).

Am Schluß der Tour sind wir noch zu einem weiteren Kratersee gefahren und ein wenig herumgeschwommen.

Rafflesia

Für den nächsten Tag hatte ich ein Nachtbusticket nach Parapat (da es vernünftige Tagbusse nicht gibt) und bin vorher auf die Suche nach Rafflesien gefahren. Rafflesia ist die größte Blüte der Welt, zumindest was die Breite betrifft, und wenn sie blüht, dann immer nur für ein Paar Tage. Eigentlich sieht sie sehr häßlich aus, aber wegen der Größe schon beeindruckend. Eine wirklich breite Blume. Man ist schon froh, dass das keine fleischfressende Pflanze ist, sonst würde man sich sicher fernhalten. Es war nicht leicht, die Blüte zu finden, da sie irgendwo im Wald ist, und der Wald ist groß. Man braucht schon einen teuren Guide, der einen hinführt.



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