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(c) 2004 Oliver Bonten

Surabaya (28.08.2003-30.08.2003)

Als ich klein war und Seemann werden wollte, hatten wir zu Hause eine alte Schallplatte (ich glaube, es war noch eine 78rpm-Platte, also definitiv viel älter als ich) mit einem Seemanns(braut)-Schmachtfetzen, auf dem ein "Surabaya-Johnny" besungen wird. Seitdem ist mir Surabaya im Gedächtnis geblieben als ein geheimnisvoller exotischer Ort, der sehr weit weg ist und zu dem Seeleute gelegentlich hinkommen. Deswegen hatte es mich sehr interessiert, mir die Stadt einmal anzuschauen.

U-Boot

Auch andere sind wohl durch Brecht und Joseph Conrad inspiriert worden: es gibt auch einen Schlager-Schmachtfetzen namens "Roter Mond von Surabaya", in dem u.a. eine "Schöne der Lagune" besungen wird. Nichts könnte weniger geeignet sein, die geschäftigste zweitgrößte indonesische Stadt mit dem wichtigsten Seehafen des Landes zu beschreiben. Surabaya ist touristisch weniger interessant, allerdings eine für indonesische Verhältnisse auffallend wohlhabende Stadt, gut organisiert und ordentlich. Müßte man in Indonesien leben, so wäre Surabaya sicher einer der angenehmsten Orte dafür. Brechts "Surabaya-Johnny" kann man sich hier gut vorstellen, die "Schöne der Lagune" müßte aber vermutlich ihr beschwerliches Brot auf den Straßen des hafennahen und bezeichnenderweise "Dolly" genannten Stadteils verdienen. Und "-baya" kommt nicht von "Bucht", sondern von "buayah" - Krokodil. "Sura-" hat wiederum etwas mit Brecht zu tun, denn seit Brecht wissen wir, daß diese Spezies mit Zähnen ausgestattet ist, die sie im Maul trägt.

In Cemoro Lawang habe ich mich aus den Klauen der Tourismusmafia befreien können. Von dort ging es mit dem (unverschämtt teuren und hoffnungslos überfüllten) Minibus nach Probolinggo zurück, wo ich einen Bus nach Surabaya genommen habe. Die Tourismusmafia wollte mir natürlich weismachen, dass das nicht so einfach ginge und ich einen Platz im Bus telefonisch vorbuchen müsse, aber in Wirklichkeit war das ganz einfach: man geht ins Busterminal und wartet auf den nächsten Bus, auf dem vorne "Surabaya" steht. Im Busterminal war allerdings gerade kein Expreßbus zu sehen - inzwischen weiß ich, dass das daran liegt, dass die sich nicht lange dort aufhalten. Es wartete nur eine Schlange normaler Busse Richung Surabaya, und als ich nach dem Expreßbus fragte, wollte mir ein eifriger Chinese für 35.000 Rp (3,86 ) ein Ticket für den nächsten "Expreßbus" verkaufen, der merkwürdigerweise auch nicht im Busterminal halten sollte, sondern auf einem Parkplatz in der Nähe. Das war genau zehnmal so viel, wie im Lonely Planet stand, der allerdings auch schon sechs Jahre auf dem Buckel hatte und als Staatsoberhaupt von Indonesien noch Herrn Suharto nennt. Es war nämlich nicht die ganz aktuelle Ausgabe. In der Praxis liegen die meisten Preise beim 3-4-fachen dessen, was in dem alten Lonely Planet steht, deswegen erschien mir das dreist teuer. Ich habe dem Chinesen gesagt, für 10.000 Rp (1,10 ) würde ich sein Ticket nehmen, und er hat verächtlich gemeint, dafür müßte ich mit dem langsamen Bus fahren. In dem Moment ist ein Expreßbus Richtung Surabaya ins Terminal gerollt und ich habe den Schaffner gefragt: er wollte 13.000 Rp (1,43 ) haben. Das war auf jeden Fall ein bißchen weniger, als der Chinese wollte, und schien mir auch realistisch zu sein - es war auch ein Expreßbus mit Klimaanlage, die sind noch etwas teurer. Nach einer angenehmen Busfahrt bin ich zwei Stunden später in Surabaya angekommen. Leider wieder weit außerhalb des Stadtzentrums, aber es folgte gleich das nächste positive Erlebnis: der Schaffner des Linienbusses, mit dem ich in die Stadt gefahren bin, hat nicht einmal versucht, einen zu hohen Fahrpreis zu nehmen. Nach eifriger Konsultation des Lonely Planet habe ich mich im "Bamboe Denn" eingemietet, was ich im Nachhinein als Fehler betrachten würde. Nicht, weil es schlecht gemanagt oder schmutzig war, das war kein Problem (ich war aber auch der einzige Gast), sondern weil der Lonely Planet wohl andere Vorstellungen von Ausstattung und Qualität der Unterkunft hat als ich. In Malaysia habe ich den Loose benutzt, da paßten die Vorstellungen besser zusammen. Andererseits liegen die aufgelisteten Hotels und anderen Unterkünfte in Surabaya auch wiederum so weit auseinander, dass ich nicht mehr lange herumsuchen wollte. Ich wollte mich ja eh nicht lange im Zimmer aufhalten.

Im Bamboe Denn gab es z.B. nur indonesische Toiletten und Bäder, was an sich kein Problem ist, wenn man damit umzugehen weiß - sie hatten drei davon, und da ich der einzige Gast war, war das auch nicht zu wenig. Eine indonesische Toilette ist einfach nur ein Loch im Boden, über das man sich hockt. Zwei Fußrasten spezifizieren, wo man sich hinhocken soll, sind aber eher für Menschen mit kleineren Körpermaßen ausgelegt. Toilettenpapier gibt es natürlich nicht, dafür ist immer reichlich und meist auch fließendes Wasser verfügbar - schließlich schreibt der Koran vor, daß man sich nach Benutzung der Toilette waschen soll. Toilettenpapier kann man aber im Supermarkt kaufen, allerdings darf man es meist nicht in die Kanalisation werfen, weil diese zu dünn ist und verstopft - man muß es per Mülleimer entsorgen. Das wiederum führt dazu, daß den Mülleimern merkwürdige Gerüche entweichen, wenn das indonesische Personal an die seltsamen Sitten westlicher Touristen nicht gewöhnt ist.

Bei einer indonesischen Dusche, einem "mandi", handelt es sich um eine große Wanne voller Wasser, in die entweder aus einem Wasserhahn oder aus einem permanenten Zufluß, vermutlich aus dem nächsten Bach, Wasser einläuft. Man darf sich aber auf keinen Fall in diese Wanne hineinsetzen oder sie gar mit Seifenwasser verseuchen! Stattdessen übergießt man sich mit einer großen Schöpfkelle (ungefähr kochtopfgroß und aus Plastik) mit Wasser, seift sich ein, und spült sich dann wieder ab. Das ist eigentlich ganz einfach, wenn man es einmal gelernt hat (als Anfänger gelangt einem dauernd Seife in die Wanne, weil die Räume meist klein und eng sind), und auch nicht wirklich schlimm, wenn ein Zimmer damit ausgestattet ist. Die indonesische Hocktoilette hingegen betrachte ich schon als Nachteil.

Eine der größten Unannehmlichkeiten für Touristen in Surabaya ist, zu Fuß die Straße zu überqueren. Die ganze Innenstadt ist von mehrspurigen Verkehrsadern durchzogen, auf denen der Verkehr auch wirklich fließt, und zwar ständig (im Gegensatz zu Bangkok, wo noch viel mehr Autos unterwegs sind, die aber häufig einen Stau bilden, was das überqueren der Straße wesentlich erleichtert). Aber an einigen Punkten gibt es Fußgängerbrücken, und im Selbstversuch habe ich festgestellt, dass die Indonesier einen letzten Respekt vor Zebrastreifen haben. Sie halten zwar nicht an, wenn man die Straße am Zebrastreifen überquert, aber sie fahren einen wenigstens nicht über den Haufen, sondern versuchen, um einen herumzufahren. An einer besonders kritischen Stelle hatte die Polizei auch so etwas wie Schülerlotsenkellen aufgehängt, die man mitnehmen und schwenken konnte, wenn man den Zebrastreifen überquerte. Leider haben sie nicht bedacht, dass tageszeitabhängig mehr Fußgänger in die eine als in die andere Richtung gehen - meistens hingen alle Kellen gerade auf der Seite, auf der sie nicht gebraucht wurden.

Gegenüber den Touristenfallen Mt. Bromo und Bali ist auch angenehm, dass einem hier nicht ständig jemand etwas verkaufen will. Nur die Rikschafahrer preisen ständig ihre Dienste an. In Surabaya gibt es aber auch nicht wirklich viele Touristen, ich habe ingesamt nur zwei oder drei hellhäutige Menschen gesehen, und die sahen so aus, als arbeiteten die in Surabaya.

Im Bahnhof war es mir auf Anhieb nicht gelungen, den Fahrkartenschalter zu finden, an dem man Fahrkarten für die erste und zweite Klasse kaufen konnte. Direkt am Eingang waren nämlich eine Reihe Fahrkartenschalter, in denen Damen saßen, die nur indonesisch sprachen, was die Kommunikation etwas erschwerte. Sie konnten mir aber glaubhaft versichern, daß sie nur Fahrkarten für die Dritte Klasse verkaufen. Leider habe ich nicht verstanden, wo man an die Fahrkarten für die anderen beiden Klassen kommt - das war auf einem Schild deutlich erklärt, allerdings auch nur auf indonesisch.

Beim zweiten Versuch hat mir dann ein deutschsprachiger Reiseführer weitergeholfen und mir erklärt, daß es die Fahrkarten für die zweite Klasse in einem klimatisierten Nebengebäude gibt, das man durch den Hintereingang des Bahnhofs oder durch Überqueren der Geleise (wobei man durch den einen oder anderen wartenden Zug durchsteigen muß) erreicht. Zum AUsgleich dafür wollte er mit mir ein bißchen sprechen üben, da seine sprachliche Abschlußprüfung gerade bevorstand. Außerdem hatte er einen Brief an einen unzufriedenen Kunden verfaßt, den er mich korrekturzulesen bat.

Da ich aus Zeit- und Malariagründen nicht nach Komodo gekommen bin, (nicht ich hatte die Malaria, Komodo hatte sie), wollte ich mir die Komodowarane wenigstens im Zoo angucken und bin deswegen zum Zoo von Surabaya gelaufen. Dabei wäre ich aus Versehen fast in einer Moschee gelandet (und das am Freitag mittag!). Wenn ich mich etwas besser in indonesischer Geschichte ausgekannt hätte, wäre das nicht passiert, denn wenn ich gewußt hätte, wer "Diponegoro" war, wäre mir auch klar gewesen, daß "Jalan Diponegoro" sicher keine kleine Nebengasse ist. Allerdings hatten auch die umstehenden Indonesier alle angenommen, daß ich in die Moschee wollte.

Komodo-Warane

Komodowarane pflegen faul herumzuliegen

Im Zoo gibt es angeblich auch ein Dugong, dessen Gehege aber gesperrt war - vielleicht war es krank oder gestorben, und sie wollten das nicht sagen, das Dugong ist nämlich eigentlich die Hauptattraktion des Zoos. Außerdem gab es ein Nilpferd aus Stuttgart und die besagten Komodowarane. Komodowarane sind das ideale Haustier für vielbeschäftigte Singles: sie müssen nämlich nur alle zwei Wochen gefüttert werden. Leider waren sie auch entsprechend inaktiv und haben nur faul herumgelegen, außerdem waren die Exemplare im Zoo alle noch sehr jung, höchstens zwei Meter lang. Ausgewachsen sind sie, glaube ich, bis zu vier Meter lang.

Im Zoo bin ich auch von drei einheimischen jungen Frauen angesprochen worden, hatte aber ärgerlicherweise meine Ohren noch auf Durchzug eingestellt, weil ich ja gerade erst aus Bali gekommen war und die jungen Damen dort meist kommerzielle Interessen verfolgen, wenn sie Touristen ansprechen. Daß das in Surabaya aus kaufmännischer Sicht unwahrscheinlich ist, war mir erst später eingefallen.

In Surabaya bin ich auch an eine andere indonesische Institution geraten: Kaffee Excelso, eine Art Mischung aus Starbuck's und Tchibo, mit dem Unterschied, dass sie wirklich Kaffee kochen können. Dort kann man für unverschämte Preise (bis zu stolzen 14.000 Rp (1,54 )!) alle möglichen indonesischen Kaffeesorten trinken. Ich habe gleich den teuersten, "Kalosi Toraja", probiert, und - um es kurz zu machen - wäre ich ein Auditor gewesen, so würde ich diese Zeilen nicht mehr schreiben können! Kalosi Toraja ist ein echter Traum - so guten Kaffee habe ich noch nie getrunken! Ich habe mich über jedes Gramm Zucker, das ich aus Versehen in die Tasse geworfen habe, geärgert, und entgegen meinen Gewohnheiten keinen Tropfen Milch hineingetan, um diesen Geschmack nicht zu verderben. Ich habe die Getränkekarte - auch in anderen Excelso-Filialen - weiter durchprobiert, aber nichts vergleichbares gefunden. Nur: es war auch nichts wirklich schlechtes darunter.

Die Altstadt von Surabaya hingegen ist mMn. nix tolles, auch wenn es noch ein paar Gebäude aus der Kolonialzeit gibt und die Altstadt noch richtig chaotisch wie zur Kolonialzeit ist.

In Surabaya gibt es auch ein bekanntes Eiscafe, in dem man draußen in bequemen alten Korbsesseln sitzen und sein Eis essen kann. Leider ist es an einer der Hauptverkehrsstraßen und es ist so laut, dass man sich nicht einmal vernünftig mit dem Kellner unterhalten kann ... man muß die Bestellung aufschreiben. Trotzdem ist es immer recht voll, und nicht ganz zu unrecht.



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