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(c) 2004 Oliver Bonten

Hue (21.11.2003-24.11.2003)

Meereswolkenpaß

Von Hoi An ging es mit einem Bus in vier Stunden nach Hue. Das klingt zunächst mal schnell, aber die beiden Städte liegen nur 120km auseinander. Hue lag nämlich politisch noch im ehemaligen Süd-Vietnam, da südlich des 17. Breitengrades gelegen, geographisch liegt die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam aber zwischen Hoi An und Hue. Die geographische Grenze manifestiert sich durch hohe Berge, die die Busse in einer langen Serpentinenstrecke über den ebenso zutreffend wie poetisch benannten "Meereswolken-Paß" (Hai Van) mühevoll überwinden müssen. Derzeit wird allerdings mit UN-Finanzierung und modernster österreichischer Technik ein Basistunnel durch den Berg getrieben, um die zeitraubende und gefährliche Paßstraße ablösen zu können. Selbstverständlich hat der Bus auf dem Aussichtspunkt am Meereswolkenpaß eine Pause gemacht, und auch vorher wurde noch eine Pause in den Marmorbergen eingelegt. Die Marmorberge erkennt man zunächst daran, dass man auf einmal durch Ortschaften voller Steinmetzwerkstätten fährt und überall am Straßenrand steinerne Löwen und andere Tiere angeboten werden. Wenn das so weitergeht, gibt es irgendwann keine Marmorberge mehr. Andererseits, wenn ich einen Frachtcontainer hätte (und zu Hause einen großen Garten), so hätte ich mir hier das eine oder andere schöne Stück maßmeißeln lassen können. Das ist eine interessante Vorstellung, sich statt eines Gartenzwerges einen echten steinernen Löwen oder Drachen in den Garten zu setzen. (In Kambodscha gab es auch Garudas, Nagas und natürlich Apsaras im Steinmetzfachgeschäft zu kaufen). Und vielleicht können sie sogar einen echten Gartenzwerg hauen, aber würde niemand wollen.

Altes
	    Stadttor

Hue ist die alte, kaiserlich-vietnamesische Hauptstadt. So alt ist sie allerdings auch wieder nicht, denn sie wurde erst von der Nguyen-Dynastie vor etwa 200 Jahren zur Hauptstadt gemacht. Vietnam war schon einmal im 17. und 18. Jahrhundert de facto in Nord- und Südvietnam getrennt - es gab zwar einen Kaiser in Hanoi, der hatte aber wenig zu sagen. Die wirklichen Herrscher waren zwei Kriegsherren, die über den nördlichen und den südlichen Teil herrschten. Im Süden waren dies die Nguyen. (Der Familienname Nguyen ist in Vietnam noch häufiger als "Müller" in Deutschland, so dass es nicht viel über die Herkunft aussagt, wenn ein Vietnamese "Nguyen" heißt.) Im Zusammenhang mit der Niederschlagung eines Aufstandes hat der Nguyen-Herrscher die Gelegenheit ergriffen, sich zum Kaiser von ganz Vietnam aufzuschwingen, womit a. die Nguyen-Dynastie begründet und b. Hue zur Hauptstadt erhoben wurde.

Panel, Palast

Hue ist eine sehr sehenswerte Stadt, die inzwischen ebenfalls zum Weltkulturerbe erhoben wurde - allerdings ist es vermutlich die teuerste Stadt Vietnams, jedenfalls was die Eintrittsgelder betrifft. Die Standardrate ist 55.000 (3,09 ), egal für was - meines wissens wurde die Rate festgesetzt, als das genau 5$ waren. Die Altstadt von Hue besteht aus einer großen Zitadelle am Ufer des Parfümflusses (der sich, zumindest heutzutage, nicht durch Wohlgeruch auszeichnet, wohl aber durch die Abwesenheit von Gestank, was vielleicht für die Namensgebung ausreichte). Die Zitadelle ist deutlich europäisch beeinflußt und hat u.a. sägezahnförmige Außenmauern und einen ebenso leicht gezackten Graben. In der Zitadelle befindet sich eine kleinere zweite Zitadelle, die ehemalige kaiserliche Stadt, in der die Amtsgeschäfte verrichtet wurden, und für die man zum ersten Mal 55.000 (3,09 ) Eintritt bezahlen muß. Darin gibt es einige recht gut erhaltene Gebäude, u.a. einen eindrucksvollen Tempel mit neun sogenannten Urnen, in denen aber keine Asche aufbewahrt wird, sondern sich Regenwasser sammelt. Größtenteils erhalten ist auch das kaiserliche Theater, in dem man sich für viel Geld als Kaiser verkleidet ablichten lassen kann, sowie die kaiserliche Bibliothek, nicht aber deren Inhalt. Der Inhalt wurde während der Revolution zum Einwickeln von Fisch auf dem Markt verwendet. Vom eigentlichen Kaiserpalast, einer dritten Zitadelle in der Zitadelle in der Zitadelle, sind nur noch die Grundmauern erhalten: hier hatten sich während der Tet-Offensive im Vietnamkrieg die Vietcong festgesetzt, und nachdem es den Südvietnamesen einen Monat lang nicht gelungen ist, die Stadt zurückzuerobern (bei den anderen Städten haben sie 2-3 Tage gebraucht), haben die Amerikaner hier mit schweren Waffen nachgeholfen.

Hubschrauber

Hue liegt nur wenig südlich der ehemaligen demilitarisierten Zone (DMZ), der Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Diese kann man mit einer Tagestour besichtigen, die allerdings schon um 6:00 morgens losgeht. Auf der Tour gibt es einige interessante Dinge zu sehen, aber leider ist mehr Fahrerei dabei als Besichtigung. Interessant ist vor allem der amerikanische Außenposten Khe Sanh nahe der Grenze zu Laos, von dem noch einiges zu sehen ist (es stehen u.a. restaurierte Hubschrauber herum, und das Flugfeld ist wohl immer noch nicht ganz wieder zugewachsen), sowie einige Tunnel nördlich der DMZ. Hier hat ein nordvietnamesisches Dorf mehrere Jahre lang in einigen Kilometern Tunnel unter der Erde gelebt, von denen man ca. 200m besichtigen kann. In den Tunneln gibt es kleine Stuben für die einzelnen Familien, Küchen, eine Krankenstation sowie eine Versammlungshalle, in der sogar Filme gezeigt wurden - der Projektor ist noch ausgestellt. Die Tour geht auch zum Ho Chi Minh-Pfad, der an der Stelle allerdings inzwischen zur Nationalstraße 14 ausgebaut ist. So viel war da auch nicht mehr zu tun - das Motto der Leute, die den Ho Chi Minh-Pfad betrieben, war: "Es mag Blutvergießen geben, aber keinen Stau!" Jedenfalls war der Pfad bereits sehr gut ausgebaut und hatte fast Straßencharakter. Am Ho Chi Minh-Pfad befand sich noch ein Eingeborenendorf, in dem einige Leute gegen Geld Kinder fotografieren wollten. Einige pfeiferauchende alte Damen in traditioneller Kluft beobachteten das ganze, während vor einem Haus eine junge Frau mit einem schweren Stößel Reis oder Getreide gemahlen hat. Eine der pfeiferauchenden alten Damen (ich unterstelle mal: die Schwiegermutter) hat das Ergebnis des Mahlens geprüft und in abfälligem Tonfall etwas zu der jungen Frau gesagt, woraufhin diese sichtlich erzürnt besonders heftig mit dem Stößel auf das Getreide eingedroschen hat. Der Tourguide hat relativ gute und umfangreiche Erklärungen gegeben, man merkte aber, dass das eine einstudierte Rede war, die er da hielt. Es war ein etwas älterer Herr, der sicher einiges an Erfahrung im Führen hat. Beim "Rockpile" hat er uns stolz ein Foto in einem Buch gezeigt, auf dem er mit Oliver North zu sehen ist - Ollie North hat dort im Vietnamkrieg mal ein wenig herumkommandiert und ist später als Tourist an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt, und unser Guide hat ihn da herumgeführt.

Am nächsten Tag habe ich eine Bootstour zu den Kaisergräbern von Hue gemacht. Diese kostete incl. Mittagessen ganze 25.000 (1,41 ). Sie hatte allerdings auch ein bißchen Kaffeefahrtcharakter - die Führerin hat unterwegs versucht, alle möglichen Souvenirs, T-Shirts etc. zu verkaufen. Der erste Stop war nicht an einem kaiserlichen Grab, sondern an einer Pagode, die erste Pagode, die so aussah, wie man sich eine Pagode gemeinhin vorstellt: nämlich ein achteckiger, sich nach oben verjüngender Turm mit sieben Dächern. In diesem Tempel ist u.a. das Auto zu sehen, mit dem das Ende des ersten südvietnamesischen Präsidenten Diem anfing: mit diesem Auto ist 1963 ein Oberbonze der Pagode (ein "Bonze" ist ein buddistischer Mönch, der kein Laie ist, und sich z.B. um eine Gemeinde kümmert und nicht nur für sein eigenes Seelenheil betet, also ein bißchen so etwas wie ein Pfarrer bei den Christen. Deswegen ist es auch nicht abfällig, vom Oberbonzen einer Pagode zu sprechen. Die Endung "-ze" heißt im Chinesischen zumindest "Meister" (die Katze heißt also "Meister Mi"), und vielleicht ist das im Vietnamesischen genauso. Weiß ich aber nicht.) nach Saigon gefahren und hat sich vor laufenden Kameras als Protest gegen die Politik der Regierung verbrannt. Diese Selbstverbrennung hat bald noch einige Nachahmer gefunden, und die Reaktion des Diem-Clans auf diese Selbstverbrennungen (es fiel das Wort "Grillparty") hat auch Diems Unterstützer so weit entfremdet, dass nicht einmal mehr die Amerikaner störte, dass Diem dann bald sehr unbiologisch - nämlich mit Blei gefüllt - abgebaut wurde. Auto und Foto des brennenden Mönches sind zu sehen.

Khai
	    Dinh-Grab

Das erste Kaisergrab entlang der Route ist das von Tu Duc, dem vierten Nguyen-Kaiser, der mit ca. 35 Jahren die längste Regierungszeit hatte. Dieses "Grab" würde mir als Domizil zu Lebzeiten gut gefallen, und der Gedanke ist kein bißchen morbide. Die Nguyen haben sich schon stilvoll beerdigen lassen! Verglichen damit ist eine Pyramide protziger Firlefanz. Allerdings hat die Errichtung der Grabstätten auch - zusammen mit dem ohnehin nicht wenig aufwendigen Lebenswandels Tu Ducs - die Staatsfinanzen derart ruiniert, dass es zu (erfolglosen) Aufständen kam und sich während seiner Regierungszeit die Franzosen billig einkaufen konnten: In Tu Ducs Regierungszeit wurde Vietnam scheibchenweise französische Kolonie. Wegen eines Grabs. Und darin liegt Tu Duc noch nicht einmal wirklich begraben. Das Grab ist zunächt mal von einer kilometerlangen Mauer umgeben und beinhaltet u.a. einen künstlichen See mit einer künstlichen Insel, auf der sich ein hübscher Pavillon befindet. Jenseits des Sees wurde u.a. Tu Ducs Nachfolger, der nicht besonders lange regiert hat und sich damit wohl kein eigenes Grab verdient hat, beerdigt. Am Ufer des Sees gibt es einen Palast mit einem Seitenbau, der als Tempel für die "geringeren" Konkubinen des Kaisers dient. Vermutlich gibt es dann auch einen Tempel für die höheren Konkubinen, den habe ich aber nicht gesehen. Ein weiterer Seitenbau dient zur Verehrung der Kaiserin-Mutter, und es gibt auch ein ehemaliges Theater, in dem man sich wiederum gegen teures Geld als Kaiser ablichten lassen konnte - bei der Zeremonie stand sogar ein Weihrauchwedler vor dem als Kaiser Verkleideten, obwohl der unmöglich mit aufs Bild kommen konnte, und auch für ein Foto die Bewegung des Wedelns eigentlich nicht relevant ist. Warum sie das ausgerechnet in Theatern machen, ist mir schleierhaft, möglicherweise ist es aber der einzige Ort, an dem man sich ungestraft als Kaiser verkleiden darf. Möglicherweise ist das Weihrauchwedeln ebenfalls einfach nur Tradition. Der eigentliche Palast ist jetzt ein Tempel zur Verehrung des Kaisers. Ein Stück weiter aufwärts steht dann die eigentliche Grabstätte, die nach einem bestimmten Muster angelegt ist: sie fängt mit einer Terasse an, auf der Statuen von Elefanten, Pferden und Mandarinen (Beamte, nicht Zitrusfrüchte) stehen, danach kommen zwei Obelisken (womit nicht korpulente Franzosen mit längsgestreiften Hosen gemeint sind), ein Pavillon oder Tempel, ein mondförmiger See und dann die eigentliche Grabstätte. Der Grundriß gäbe bestimmt einen guten Kornkreis, über den sich dann jeder wundert. Trotz all des Aufwands liegt Tu Duc nicht hier begraben: er wurde mit einem großen Schatz an geheimer Stelle beerdigt, und jeder, der die Stelle kannte, wurde enthauptet. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Vietnamesen den Amerikanern erlauben, auf der Suche nach Vermissten aus dem Vietnamkrieg überall im Boden nach Leichen zu suchen. Leider war die Zeit -eine Stunde- für dieses Grab viel zu kurz bemessen.

Khai Dinh

Das nächste Grab - für das übrigens, ebenso wie bei Tu Duc und bei Minh Mang, die üblichen 55.000 (3,09 ) Eintritt fällig waren - war das Grab von Khai Dinh, dem letzten Nguyen-Herrscher, der in Vietnam beerdigt wurde. Sein Nachfolger Bao Dai hat 1945 auf dringenden Wunsch Ho Chi Minhs abgedankt und sein nicht unbeträchtliches Familienvermögen in Frankreich durchgebracht, wo er nach seinem Ableben 1997 eher ärmlich beerdigt wurde. Das Grab wurde in den 20er Jahren gebaut (eine mitreisende Dame meinte: es wurde gebaut, als man bei uns schon Boogie getanzt hat) und ist eher protzig als schön. Es besteht eigentlich nur aus dem Grabmal, das aufsteigend angelegt wurde, so dass auch der mondförmige See fehlt. Die Bautechnik ist z.T. europäisch und es fehlt eigentlich jegliche typisch vietnamesische Schlichtheit. Das eigentliche Grab ist mit aufwenigen bearbeiteten Kacheln ausgekleidet, die an sich sehr schön, aber völlig kitschig sind. Im Inneren befindet sich eine große Statue von Khai Dinh, thronend. Wenn man um das Gebäude herumgeht, kann man durch ein rückwärtiges Fenster zwei Steinsärge sehen, in denen vermutlich der Kaiser und die Kaiserin liegen.

Mandarin,
	    Grab von Minh Mang

Das letzte zu besichtigende Grab war das von Minh Mang, dem zweiten Nguyen-Kaiser. Dieses ist ebenfalls ein großes, ummauertes Areal, ähnlich groß wie das von Tu Duc, aber in diesem Fall befindet sich darin "nur" die eigentliche Grabstätte, deren Komponenten (Terasse, mondförmiger See etc.) entsprechend groß sind. Die innere Grabstätte war verschlossen. Minh Mangs Grab ist deutlich schlichter gestaltet als das von Tu Duc, und auch hier ist die ganze Anlage so gestaltet, dass sie ein angenehmes Wohngrundstück abgäbe. Das Grab von Gia Long, dem ersten Nguyen-Kaiser, ist angeblich schon teilweise verfallen und liegt jedenfalls nicht an der Route der Boote, was bedauerlich ist, denn als Begründer der Dynastie war er vermutlich der einzige aus der Sippe, der überhaupt etwas zustande gebracht hat.

Am Ufer des Parfümflusses in Hue gibt es das "nationale Gymnasium" (Besichtigung nur außerhalb der Unterrichtszeiten), das seinen Namen mit einer gewissen Berechtigung trägt (ihn allerdings schon vor den historischen Ereignissen hatte). Dort gab es einmal einen Direktor Diem, dessen Sohn der berüchtigte erste Präsident von Südvietnam wurde. Eine Zeit lang hatte diese Schule auch einen Abiturienten namens Nguyen Tat Thahn, der sich im Alter von 21 Jahren unter dem Namen Nguyen Ai Quoc nach Europa eingeschifft hat und nach einer abenteuerlichen Reise durch Westeuropa, die junge Sowjetunion und China und mehreren weiteren Namenswechseln 30 Jahre später unter dem Namen "Ho Chi Minh" nach Vietnam zurückgekehrt ist. Einige weitere hochgestellte Persönlichkeiten Nord- und Südvietnams sind ebenfalls dort zur Schule gegangen.



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