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Chiang Mai

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(c) 2004 Oliver Bonten

Chiang Mai (14.10.2003-18.10.2003)

Chiang Mai ist gewissermaßen das Edinburgh Thailands. Zwar wird der Thai-Whisky m.W. im Süden produziert, aber Chiang Mai war lange Zeit Hauptstadt eines siamesischen Vasallenstaates mit dem malerischen Namen Lan Na - "Eine Million Reisfelder". Der Name ist zumindest dahingehend korrekt, dass Nordthailand auch heute noch den größten Teil des thailändischen Reises anbaut. Lan Na besaß zunächst ein hohes Maß an innerer Autonomie, die jedoch zum Höhepunkt des Kolonialismus stufenweise zurückgeschraubt wurde, um die Wiederholung eines Präzedenzfalles zu vermeiden. Lan Na war nämlich erst vor ca. 200 Jahren siamesisch geworden. Davor gehörte es zu Burma, aber die Bewohner von Lan Na haben sich mit siamesischer Hilfe gegen die Burmesen erhoben und (aus eigenem Willen) den Hausherren gewechselt. Nun befand sich östlich von Lan Na ein weiterer siamesischer Vasallenstaat mit dem ebenfalls malerischen Namen "Lan Sang" - "Eine Million Elefanten". Dieser hatte eine ebenso wechselvolle Geschichte hinter sich und war zwischenzeitlich auch mal vietnamesisch. In Vietnam saßen aber mittlerweile die Franzosen, und mit Berufung auf alte Dokumente und alte Tributzahlungen betrachteten sie Eine Million Elefanten als Teil ihrer Besitzungen, ein Anspruch, dem Siam mangels moderner Kanonen und Gewehre wenig Argumente entgegensetzen konnte. Burma hingegen war zwischenzeitlich britisch geworden, und um Eine Million Reisfelder nicht auf dieselbe Weise zu verlieren, wurde es scheibchenweise zum Teil des siamesischen Kernlandes umdefiniert. Aus Lan Sang wurde zwischenzeitlich die demokratische Volksrepublik Laos, aus Lan Na die Provinz Chiang Mai. Mit Beginn der Militärdiktatur 1932 - im historischen Museum heißt das: "Bei einer drastischen inneren Neuordnung des Landes im Jahre 1932 ..." - hat Chiang Mai die letzten Reste der Eigenständigkeit verloren.

Naga

Chiang Mai wurde ungefähr zur gleichen Zeit gebaut wie Sukhothai, und man sagt, dass König Ramkhamhaeng von Sukhothai beim Bau von Chiang Mai geholfen hat. Die Altstadt ist auch ungefähr so groß wie Sukhothai - Teile der Stadtmauer, vor allem die vier Ecken und einige Tore, sind noch erhalten. Das östliche Stadttor allerdings, das Tapae-Tor, das von allen am besten erhalten aussieht, ist in Wirklichkeit nicht gut erhalten, sondern eine Reproduktion. Das Erscheinungsbild der Stadtmauer erinnert sehr an eine mittelalterliche europäische Stadt, wenn man davon absieht, dass sie perfekt rechtwinklig gebaut ist. Außerhalb der Stadtmauern befindet sich noch immer ein Wassergraben, der von einigen Brücken überspannt wird und in dem inzwischen kleine Springbrunnen aufgebaut sind. Das tut dem Wasser sicherlich auch gut, es riecht nämlich nicht besonders streng.

Im Unterschied zu Sukhothai ist das heutige Chiang Mai allerdings eine lebendige und aktive Stadt. Zwar war Chiang Mai lange Zeit nicht Hauptstadt von Lan Na, wurde aber nie völlig von den Einwohnern verlassen. Chiang Mai hat, im Gegensatz zu anderen Thai-Provinzhauptstädten, einen sehr eigenen Charakter und ist eine Stadt, in der ich mich gerne aufgehalten habe. Chiang Mai kommt einem fast so modern und weltläufig vor wie Bangkok, ohne aber das Verkehrschaos und die schlechte Luft mitzubringen. Chiang Mai scheint auch die Stadt des Thai-Jazz zu sein. In einem Shopping Center spielte eine Jazzband, deren Trompeter wie in einem Cartoon aufgeblasene Backen hatte, die wie die Kehlsäcke eines Frosches herunterfielen, wenn er Luft holte. Die urbane Entwicklung erleichtert das Besichtigen der historischen Stätten zumindest dahingehend, dass es überall Cafes und Restaurants gibt, in denen man sich zwischen zwei Besichtigungen erholen kann.

Doi Suthep

Zwischen der ummauerten Altstadt und dem Fluß Ping gibt es den berühmten Nachtmarkt von Chiang Mai, auf dem Souvenirs und Kitsch verkauft werden, und direkt dahinter einen Nachtmarkt, auf dem Essen verkauft wird. Am ersten Abend wurde ich allerdings an dessen Besuch dadurch gehindert, dass ich mir beim Treppensteigen im Hotel den Fuß umgeschlagen habe und deswegen nicht mehr besonders weit humpeln wollte.

Am nächsten Tag habe ich mir ein Fahrrad gemietet, was für Chiang Mai das optimale Verkehrsmittel zu sein scheint - und bin zu verschiedenen Tempeln und Sehenswürdigkeiten geradelt. Die Tempel sind im Gegensatz zu denen von Sukhothai und Ayutthaya alle noch in Betrieb und deswegen auch keine Ruinen, sondern sehr farbenprächtig. In zwei Tempeln haben die Mönche um Gespräche mit den Besuchern gebeten ("Monk Talk"), die betreffenden Mönche waren damit allerdings auch vollauf beschäftigt: es waren einige Touristen da. Überhaupt scheint Chiang Mai auch eine gewisse Anziehungskraft auf New-Age-Touristen und potentielle Konvertiten auszuüben, was die Mönche aber nicht daran hindert, ernsthaft zu vermitteln zu versuchen, was die Kernpunkte der buddhistischen Lehre überhaupt sind und wie sich Buddhismus vom Christentum und anderen Religionen unterscheidet. In einem Tempel standen gerade mehrere Kleinlaster, die Dutzende von etwa mannsgroßen Buddhastatuen angeliefert haben. Das sah ein bißchen so aus, als würden die Buddhas Songthaew fahren. Es gibt in Chiang Mai auch ein "Heinrich-Böll-Institut", das ich durch Zufall gesehen habe, als ich nach einem Tempel im Wald gesucht habe. Vor dem unvermeidlichen Museum von Chiang Mai - gut gemacht, aber teuer - steht die "Dreikönigsstatue" - allerdings nicht Caspar, Melchinger und Balthasar, sondern Mengrai (der Gründer von Chiang Mai), Ramkhamhaeng und noch ein befreundeter Zeitgenosse.

Im übrigen sind sich die Thai nicht immer einig, wie ein Wort oder ein Name in lateinischen Buchstaben geschrieben wird - Mengrai wird auch "Meng Rai", "Mungrai" oder "Mung Rai" geschrieben. In Bangkok befindet sich auf der "Ploen Chit Road" der "Ploenchit Square" mit der Skytrain-Station "Phloen Chit". Wat Umong heißt auch Wat Oomong oder Wat U-Mong. Und auf einer Tafel in einem der Tempel war von "Lord Bubbha" zu lesen, aber das ist vermutlich ein simpler Schreibfehler.

Dank des Fahrrades konnte ich am zweiten Abend zum Nachtmarkt fahren, wo es wie erwartet ganz hervorragendes und kostengünstiges Essen von diversen Ständen gab. Es gibt auch so eine Art Restaurant mit Speisekarte, auf der die Gerichte von den umliegenden Imbißständen zu sehen waren (und zwar sehr graphisch, mit Fotos). Keller brachten einem dann Getränke und die Gerichte von den Freßbuden, wofür sie geringfügig teurer waren.

Seltsame Pagode

In der Nähe von Chiang Mai gibt es auf einem Berg noch einen weiteren Tempel, der sehr schön ist: Doi Suthep. Dort kann man mit dem Bus hinfahren - wenn man einen Bus findet. Angeblich verkehren Busse ab dem nördlichen Stadttor, jedoch nur sehr wenige, und auf der Rückfahrt wollen sie alle nur bis zum Zoo fahren. In Doi Suthep gibt es nicht nur viele sehr schöne vergoldete Gebäude und Buddhastatuen, sondern auch einen hervorragenden Blick auf Chiang Mai. Umgekehrt kann man auch aus Chiang Mai die goldenen Dächer des Tempels blinken sehen, wenn die Sonne scheint. Dort, und auch in anderen Tempeln, kann man kleine Bambuskäfige mit Vögeln kaufen, um die Vögel freizulassen. Das soll Glück bringen und vor allem Punkte für die Wiedergeburt ... fragwürdig ist allerdings, dass genau dazu ja die Vögel erst einmal eingefangen werden müssen, so dass es geradezu eine Vogelfangindustrie geben muß. Verlockend ist es trotzdem - wer würde nicht gerne einmal einen Vogel freilassen?

Am Freitag habe ich mich für einen Kochkurs eingeschrieben, bei der angeblich ersten Kochschule von Chiang Mai. Kochkurse sind offensichtlich der Hit in Chiang Mai, sie werden an allen Ecken angeboten. (Neben New Age und Kochschulen ist der dritte Höhepunkt für Touristen, dass von hier aus sehr viele Touren in die Berge gehen.) Die Schule, die ich besucht habe, behauptet jedoch, die erste zu sein, und das wird zumindest im Lonely Planet und im Loose bestätigt. Der Kurs war jedenfalls gut und sehr lustig. Einer der Teilnehmer war ein professioneller Koch aus Australien, der gute Fragen gestellt hat. Andere Teilnehmer sind beim Aussprechen der Namen der Gerichte oder beim Karotten- und Tomatenschnitzen (für den Zierrat auf dem Teller) durchgefallen, nicht jedoch beim eigentlichen Kochen. Das produzierte Essen war durchweg gut. Die Kochschule betreibt auch ein Restaurant, und ich habe mal überschlagen, dass die Gerichte, die wir in dem 900 ฿ (19,70 )-Kochkurs gekocht (und gegessen) haben, als Menü ca. 450 ฿ (9,85 ) gekostet hätten. Berücksichtigt man, dass jeder Teilnehmer auch noch ein gedrucktes Kochbuch bekommen hat, so ist der Kurs äußerst billig. Ich habe inzwischen einige der Gerichte in Deutschland nachgekocht, und sie sind auch bei den Testpersonen auf Wohlgefallen gestoßen, allerdings hapert es noch ein bißchen an der Mechanik bei den Frühlingsrollen und an der Dosierung beim Curry.



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