Flagge von Kambodscha

Weitere Information:

Die Regierung von Kambodscha

Tourismusministerium von Kambodscha

Sonstige Links:

Kim Wilde: Cambodia

Bildergalerien:

Angkor Wat: Die Anlage

Angkor Wat: die Reliefs

Phnom Bakheng

voriger up arrow

Home
nächster

(c) 2004 Oliver Bonten

Angkor Wat (01.11.2003)

Am Samstag (dem 81. Geburtstag des Königs, Norodom Sihanouk) habe ich mir vor allem Angkor Wat angeschaut. Diese Anlage ist gewaltig! Was auch immer man sich darunter vorstellt und wie hoch auch immer man seine Erwartungen schraubt, Angkor Wat ist größer, majestätischer und schöner als man es erwartet. Und trotzdem wäre es nur ein besonders eindrucksvolles Bauwerk, wenn es nicht nur das größte und schönste von vielen ähnlichen Bauwerken wäre, die eine Art Gesamtkunstwerk bilden - drei Tage braucht der Durchschnittstourist, um sich die wichtigsten und größten der Tempel anzusehen, die bereits sorgsam vom Dschungel befreit, restauriert und entmint worden sind. Den Touristen ist nur ein Teil des ganzen zugänglich.

Wassergraben

Angkor Wat ist von einem ca. 200m breiten und mehr als 1km langen Wassergraben umgeben. Der Wassergraben ist von Steinstufen eingefaßt. Über diesen Wassergraben führt ein breiter Steindamm, der von Nagas (vielköpfigen Schlangen) flankiert wird und in der Mitte nochmal eine Stelle hat, an der vermutlich Boote angelegt haben. Jenseits des Steindamms befindet sich das riesige Westtor der vierten (äußeren) Mauer - jeder Tempel, der etwas auf sich hält, hat vier Mauern. Angeblich sind die Torbögen so dimensioniert, dass man auf einem Elefanten hindurchreiten kann, das war aber sicher knapp, oder die Elefanten waren damals kleiner. Aber groß sind die Torbögen allemal. Überall befinden sich Verzierungen im Stein: Götterfiguren, Eremiten oder hübsche Apsaras (so eine Art Nymphen). Im südlichen Torbogen steht eine Vishnustatue, die noch immer Gegenstand der Verehrung ist - zur Zeit fehlen ihr aber sämtliche (acht) Arme, da sie restauriert werden. Sie wären sonst irgendwann heruntergefallen und zerbrochen. Es war Samstag, und der gesamte Tempel wimmelte von Khmer-Paaren, die dort ihre Hochzeitsfotos haben anfertigen lassen. Formelle, traditionelle Kleidung sieht bei Khmer-Frauen immer wie angegossen aus, und hinter einer Säule konnte man beobachten, wie es dazu kommt: eine junge Frau wurde gerade in ihr Hochzeitskleid eingenäht!

Nach dem Tor folgt ein weiterer Steindamm, sicher ebenfalls 200m lang, der diesmal über eine weite Grasfläche führt, die von der vierten Mauer umfaßt wird. Im Inneren kann man den "eigentlichen" Tempel, die Konstruktion mit den fünf Maiskolbenförmigen Prangs, sehr gut erkennen. Auf der Grasfläche stehen zwei Bibliotheken, die allerdings leer sind: umweltbewußt haben die alten Khmer auf biologisch sehr gut abbaubaren Materialien geschrieben, weswegen von ihren umfangreichen Aufzeichnungen, einschließlich der Konstruktionszeichnungen für Angkor Wat, nichts mehr übrig ist. Im übrigen ist der Anblick jedem, der den ersten "Tomb Raider"-Film gesehen hat, geläufig - im Bus von Thailand nach Kambodscha wurde jener Film, auf Thai synchronisiert, gezeigt. Ob mit Hintergedanken, weiß ich nicht.

Apsara

Hinter den Bibliotheken gibt es zwei Teiche, die allerdings voller Grünzeug sind. Jenseits des inneren Steindamms dann das Westtor der dritten Mauer. Die dritte Mauer ist außen auf insgesamt sicher noch einem Kilometer Länge mit feinsten Steinmetzarbeiten detailliert verziert. Allein das Studium der Reliefs kann Stunden in Anspruch nehmen. Es werden u.a. Szenen aus Ramayana und Mahabharata dargestellt, Szenen aus der Khmer-Geschichte, eine sehr beschauliche Darstellung der buddhistischen Himmel und Höllen (die Himmel sind etwas langweilig und repetitiv - Leute sitzen in Palästen und lassen es sich gutgehen - die Höllen waren jedoch sehr einfallsreich). Ein Führer, der eine Gruppe herumführte, meinte zu einer der Höllen: "Das ist genau das, was Pol Pot mit uns gemacht hat. Wahrscheinlich haben wir uns etwas zuschulden kommen lassen und sind deswegen vorübergehend in diese Hölle gekommen." In anderen Höllen wurden Leuten bei lebendigem Leibe (naja, in der Hölle ist er das eigentlich nicht mehr, aber bei dem, was man dafür hält) Organe herausgerissen oder sie wurden gevierteilt und schlimmeres.

Das bekannteste Relief ist das Aufschäumen des Milchozeans (englisch "churning", also die Aktivität, die Butter produziert). Götter (mit Schlitzaugen) und Dämonen (mit runden Augen) wollten das Elixier des Lebens produzieren und haben deswegen eine Schlange um einen Berg im anfänglichen Milchozean gewickelt und angefangen, an den Enden der Schlange zu ziehen. Zunächst ist aber nichts passiert, bis Vishnu auf die Idee kam, vielleicht sollte man besser rhythmisch ziehen. Das haben sie dann auch gemacht, woraufhin der Berg im Ozean zu versinken begann und die Schlange Gift verspritzte. Das Gift hat Shiva sicherheitshalber weggetrunken (deswegen ist er jetzt blau - es war also in Wirklichkeit Alkohol), und der Berg wurde von einer großen Schildkröte getragen (die aber nicht A'Tuin heißt), so dass das Buttern dann losgehen konnte. Auf dem Relief sieht man, wie nach unten im Milchozean die ganzen Meeresgetiere (Fische, Schlangen, Krokodile) ausfallen, während nach oben Apsaras entstehen, die leichtfüßig über die Bildfläche tänzeln. Sie sehen ein bißchen aus wie Schaumbläschen. (Die Vorstellung, dass gutaussehende Frauen dem Schaum des anfänglichen Ozeans entsteigen, ist ja auch im Westen nicht unbekannt.) Jedenfalls entsteht am Ende auch das Elixier und gelangt auf Umwegen in die Hände der Götter.

Weitere Reliefs stellen u.a. die wesentlichen Hindu-Götter auf ihren Reittieren und andere religiöse und historische Motive dar.

Prang

Innerhalb der dritten Mauer von Angkor Wat steht dann - wen wundert es - die zweite Mauer auf einem erhöhten Sockel, darin geht es wieder ein paar Stufen nach oben zur ersten Mauer, und dahinter geht es dann richtig nach oben zu der Plattform, auf der die bekannten fünf Türme stehen. Insgesamt gibt es zwölf Treppen: an jeder der vier Seiten eine in der Mitte und eine an jeder Ecke. Die Treppen sind äußerst steil und reichlich abgewetzt - sie haben an einer der Treppen inzwischen neue Betonstufen zugefügt und ein Geländer angebracht, das ist auch eine gute Idee. Sonst würden sich dort sicherlich Dutzende von Touristen pro Jahr das Genick brechen. Früher war dieser Bereich des Tempels nur dem König und den hohen Priestern zugänglich (und vermutlich der Putzkolonne und den Maurern, was aber nicht überliefert ist), er enthält aber im Gegensatz zum Bayon, keine hunderte Meter langen Reliefs mehr (im Bayon stehen die besten Reliefs im Privatbereich von König und Priestern). Trotzdem ist jede Ecke und jede Säule irgendwie geschmückt und mit Bildern und Figuren versehen. In die maiskolbenförmigen Türme kommt man leider nicht herein.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Reisanbau bei den alten Khmern sehr gut funktioniert haben muß: die Anzahl Maurer und Bildhauer, die man gebraucht hat, um so einen Tempel zu bauen, war enorm. Insgesamt haben alle Tempel zusammen etliche Kilometer Wandreliefs, die jeweils ca. drei Meter hoch sind und mit einer unglaublichen Detailtreue und einem enormen Einfallsreichtum ausgeführt sind. Bedenkt man dann, dass nebenbei noch riesige Armeen die Nachbarländer unterworfen haben (bzw., im Falle der Thai, es versucht haben) und künstliche Seen mit mindestens 35 Quadratkilometern Oberfläche ausgeschachtet wurden, so muß ein Reisbauer in der Lage gewesen sein, sehr viele Leute zu ernähren. Das ist zu der Zeit sicher keine triviale Aufgabe. Man vermutet, dass die Anlage der Barays, der genannten riesigen künstlichen Seen, dazu beigetragen hat. Sicher ist man sich aber nicht - andere halten für möglich, dass die Barays ausschließlich als Naherholungsgebiete für die Stadtbevölkerung dienten.

Als ich in Angkor Wat alles gesehen hatte, war es schon drei. In der Nähe gibt es einen älteren Tempel auf dem Hügel Phnom Bakheng, von dem aus man sehr gut in die Landschaft hinausblicken kann und den Sonnenuntergang beobachten kann, was auch viele Leute gemacht haben. Die Japaner sind für 15,00 US$ (13,07 ) per Elefant auf den Hügel geritten, der Rest ist zu Fuß gegangen. Man muß schon frühzeitig vor Sonnenuntergang kommen, um noch einen guten Platz zu finden.



voriger up arrow

Home
nächster

This page has been created on Donnerstag 19. Dezember 2013 from travelog.xml using travelog.xsl.