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(c) 2004 Oliver Bonten

Phnom Penh (25.10.2003-28.10.2003)

Die Busfahrt nach Phnom Penh war sehr einfach und angenehm. Der Bus war zwar ein alter indischer Bus, funktionierte aber gut und es wurden auch nur so viele Passagiere mitgenommen, wie Sitzplätze waren.

Independence Monument

Phnom Penh ist eine relativ kleine Stadt. Man kann viele touristisch relevante Orte problemlos zu Fuß erreichen, was lediglich dadurch erschwert wird, dass einem alle zwei Sekunden ein Motorradtaxifahrer seine Dienste anbietet. Die Fahrten auf dem Rücksitz eines kleinen 110ccm-Motorrades, insbesondere mit Gepäck, ist aber ein wenig beschwerlich, so dass ich mir das nur dann angetan habe, wenn es nicht anders ging. Fahrradrikschas gibt es auch, allerdings sind die Rikschafahrer weniger aufdringlich.

Phnom Penh liegt an der Mündung des Tonle Sap in den Mekong (das ist auch die Stelle, an der sich der Tonle Bassac vom Mekong abspaltet), und die Uferpromenade Sisowath Quay ist gewissermaßen die Vorzeigemeile der Stadt. Sie ist auch wirklich sehr schön: ein großer, breiter Boulevard mit sehr vielen Restaurants, Cafes und Geschäften auf der einen Seite und einer Uferpromenade auf der anderen Seite, dazu noch der königliche Palast am südlichen Ende. Phnom Penh ist auf französischen Reißbrettern geplant worden, und das sieht man der Stadt an: ein rechtwinkliges Netz von numerierten Straßen, von denen die wichtigeren zusätzlich Namen haben, und hin und wieder breite Boulevards mit oder ohne begrünte Mittelstreifen als Hauptverkehrsachsen. Im Grunde gibt es vier Segmente mit dieser Architektur, die ein halbes Achteck bilden. Die Segmente stoßen am Psar Thmei, dem Neuen Markt (den es also nicht nur an der Frankfurter Börse gibt), zusammen. Dieser Markt befindet sich ebenfalls in einem sehr eindrucksvollen Bau: ein gelbes Gebäude mit einer zentralen Kuppel und vier kreuzförmig davon abgehenden Armen. Ein typischer Bau aus den 20er Jahren, Art Deco, aber leider ziemlich verfallen, mit abblätternder Farbe, und innen sehr unzulänglich beleuchtet.

Chedi

Zwischen den ordentlich in Stand gehaltenen Boulevards und Hauptstraßen gibt es selbst in der Innenstadt immer wieder Nebenstraßen ohne Asphalt, oder mit einer völlig zerstörten Asphaltdecke, in denen Müllhaufen herumliegen und Menschen in Lumpen mit nackten Kindern auf der Straße wohnen. Es gibt an allen Ecken und Enden Bauarbeiten und sehr viele neue Gebäude in der Stadt. Viele der Restaurants und Hotels, die in meinem Loose verzeichnet sind, existieren nicht mehr, und dafür gibt es viele neue. Inzwischen gibt es sogar eine Shopping Mall in Phnom Penh, die allerdings noch weit von den Glitzerpalästen anderer asiatischer Städte entfernt ist. Immerhin gibt es dort eine Niederlassung von Trung Nguyen, einer vietnamesischen Cafe-Kette mit gutem Kaffee und akzeptablem Eis. Auffällig ist, dass die meisten internationalen Ketten noch nicht vertreten sind: es gibt im ganzen Land weder McDonalds, noch KFC, Starbucks, Burger King oder gar Nordsee. Das ist zwar an sich nicht schlecht, bedeutet aber vermutlich, dass für die betreffenden Unternehmen im Land einfach noch nicht genug zu holen ist. (Ebenso ist es ja eigentlich auch erfreulich, keine Kakerlaken im Haus zu haben, aber wenn man deswegen keine hat, weil sie alle verhungert sind, dann muß man sich doch sorgen machen.) Die Sehnsucht der Kambodschaner nach amerikanischem Fast Food ist allerdings so groß, dass sie sich selbst beholfen haben: es gibt einige kambodschanische Ketten. Eine davon, BB World, wird sicherlich in lustige Markenzeichenstreitigkeiten verwickelt, wenn McDonalds dann doch einmal den Fuß nach Kambodscha - kurz vor meiner Einreise WTO-Mitglied geworden - setzt. Ihr Logo ist nämlich phantasievollerweise ein rotes W auf goldenem Grund, und die Form des W ist so, dass, um 180 Grad gedreht, Verwechslungsgefahr besteht.

Phnom Penh scheint sich auch bedauerlicherweise zu einem Zentrum der Kinderprostitution zu entwickeln. Jedenfalls hat mir mehr als jeder zweite Motorradtaxifahrer dementsprechende Vorschläge gemacht (selbst im schlimmen Thailand kommt so etwas gar nicht vor!), und es sind abends auffallend viele westliche Männer mit kambodschanischen Kindern unterwegs. Die Behörden unterstützen das nicht, im Gegensatz zum reichen Thailand haben sie aber wirklich nicht die Mittel für eine effiziente Strafverfolgung.

Kulinarisch hat Phnom Penh hingegen viel zu bieten, vor allem in Sachen Gebäck haben sie den Nachbarländern einiges voraus, und Restaurants gib es eigentlich auch in allen Geschmacksrichtungen.

Lokesvara

Wie in Angkor blickt auch in Phnom Penh der viergesichtige Lokesvara vom königlichen Palast

In Kambodscha herrscht nicht nur Rechtsverkehr (was mich sehr überrascht hat), sondern auch der greise König Norodom Sihanouk (der aber nicht mehr wirklich herrscht), weswegen es einen königlichen Palast zu besichtigen gibt. Der größte Teil des Palastes ist öffentlich zugänglich, wenn er nicht gerade zu seinem eigentlichen Zweck (was auch immer Könige da machen) verwendet wird. Lediglich der Wohnsitz des Königs ist nicht zugänglich - der sieht von weitem eher wie eine große Villa aus als wie ein Palast. Der Palast ist im Stil ähnlich gehalten wie der große Palast in Bangkok, ist aber an vielen Stellen mit beiger Farbe angestrichen wo in Bangkok Blattgold angebracht wurde (das spiegelt auch den Unterschied im Bruttosozialprodukt wieder). Im Inneren sind im europäischen Stil angelegte Hecken und Blumenbeete, und auf der Thronhalle befindet sich ein Turm mit einem viergesichtigen Gott, vermutlich Lokesvara, derselbe, der auch auf dem Bayon und an anderen Stellen in Angkor abgebildet ist. Eines der Gebäude sticht stilistisch dadurch hervor, dass es eher wie ein europäisches Jugendstilgebäude wirkt und nichts asiatisches hat: dieses Gebäude hat ein früherer König als Wohnsitz für seinen Kolonialherrn, Napoleon III, gebaut. Der Tempel im Palast wirkt etwas überfrachtet mit Gebäuden: dort stehen einige Begräbnis-Chedis für verstorbene Könige, Statuen und eine Menge mehr, darunter ein Modell von Angkor Wat und ein ziemlich gut gemachter künstlicher Berg mit einem Kloster obendrauf, das von vielen Kambodschanern besucht wird. In der Mitte der Anordnung steht die berühmte Silberpagode, die so heißt, weil der Fußboden aus Silber ist - viel sieht man davon aber nicht, denn es liegt ein Teppich darauf. Insgesamt ist es sehr interessant, in dem Palast herumzulaufen, weil man immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven neue Anordnungen von Türmchen, Spitzen, Chedis und anderen Bauwerken sieht. Und das alles sehr dezent angestrichen.

In der Nähe des Palastes gibt es ein Museum, in dem u.a. einige der Skulpturen aus Angkor im Original ausgestellt sind (in Angkor stehen Kopien). Dort steht sehr viel Stein.

Wat
	    Phnom

Folgt man dem Sisowath Quay (also der Promeniermeile am Flußufer) nach Norden, so kommt man zum eigentlichen "Phnom Penh" mit dem Kloster Wat Phnom. "Phnom" heißt Hügel, und der Legende nach hat einst eine alte Dame namens "Großmutter Penh" auf einem Hügel ein Kloster errichtet (wenn sie wirklich eine alte Dame war, wird sie wohl errichten lassen haben), weswegen der Hügel bald "Phnom Penh", Penhs Hügel, genannt wurde. Zur Hauptstadt wurde Phnom Penh zum ersten Mal ca. 200 Jahre nach Angkors Blütezeit, als die Versuche der Khmer, ein unbeugsames Bergvolk im Westen ihres Reiches zu zivilisieren, so gründlich fehlgeschlagen waren, dass es der König für sehr ratsam hielt, seine Hauptstadt möglichst weit weg von diesem Bergvolk zu verlegen. Dessen Armee war nämlich in Angkor einmarschiert (dankenswerterweise, ohne sich so zu benehmen wie es die Vandalen seinerzeit bei ihrem Einmarsch in Rom taten, weswegen wir die Ruinen von Angkor heute noch in bemerkenswert gutem Zustand besichtigen können), um zu demonstrieren, wieviel Wert sie darauf legten, von den alten Khmer zivilisiert zu werden. Das unbeugsame Bergvolk waren die Thai - ein Blick auf die heutige Landkarte zeigt, wie gründlich der Versuch schiefgegangen ist. Vor der Kolonialzeit war Kambodscha ein siamesischer Vasallenstaat. Angkor wurde aufgegeben und Phnom Penh wurde Hauptstadt, aber nur für kurze Zeit. Erst in der Kolonialzeit haben die Franzosen die Hauptstadt wieder dorthin zurückverlegt - die Lage an Mekong, Bassac und Tonle Sap war ökonomisch und militärisch vorteilhaft.

Handgemaltes Schild

Handgemaltes Werbeschild, hier in Battambang

Heute steht auf diesem Hügel oben immer noch ein Kloster, das man zu Fuß oder per Elefant erreichen kann. Von dort hat man einen gewissen Ausblick auf die Stadt, der aber im wesentlichen durch die große Zahl Bäume auf dem Hügel wieder reduziert wird. In der Südflanke befindet sich ein riesiges kreisförmiges Blumenbeet mit einer Uhr (deren Zeiger natürlich nicht aus Blumen, sondern aus Metall bestehen - auch die Ziffern sind aus Metall).

Was einem nach einiger Zeit auffällt, wenn man durch Phnom Penh läuft, ist, dass es sehr viele handgemalte Ladenschilder gibt. Ob es jetzt ein Friseurschild ist, das eine wohlfrisierte junge Dame darstellt, oder eine Karaokebar, wo dieselbe junge Dame mit weniger Bekleidung dargestellt ist, ein Kinoplakat oder ein Parteiplakat, sogar die Werbung für das Internet-Cafe - alles ist gemalt. Es muß sehr billig sein, Schilder malen zu lassen.

Choeung Ek

Gedächtnispagode in den Killing Fields, Choeung Ek

In Phnom Penh gibt es zwei Museen, die sich mit Kambodschas jüngster dunkler Vergangenheit befassen: das Völkermordmuseum Toul Sleng und die "Killing Fields" von Choeung Ek. Toul Sleng ist eine alte Schule, die unter Pol Pot zum Gefängnis S21 für mehrere tausend Gefangene umfunktioniert wurde. Als die Vietnamesen in Phnom Penh einmarschiert sind, fanden sie noch sieben lebende Gefangene vor. In dem Museum sind unter anderem eine Reihe der Folterinstrumente zu sehen, mit deren Hilfe die Gefangenen vernommen wurden, und es gibt einige Fotos von Menschen die in Blutlachen oder scheinbar ohne Haut auf den Folterbänken liegen (die roten Khmer haben ihre Untaten sehr detailliert dokumentiert). Die Zellen sind noch zu sehen, und einer der sieben Überlebenden, der Maler ist, hat in mehreren Bildern Aspekte des Gefängnislebens dargestellt, u.a. gibt es ein Selbstportrait in einer Einzelzelle. In einem Gebäude sind Hintergrundinformationen, Karten, statistische Daten u.a. ausgestellt. Die Gefangenen von S21 wurden nach Choeung Ek gebracht und dort (oder unterwegs) entsorgt - Choeung Ek ist ein idyllisch gelegener Obsthain inmitten von Reisfeldern (die Strasse dorthin ist in einem fürchterlichen Zustand und kaum zu befahren, auf dem Motorradtaxi eine lange Qual) ca. 15km vor Phnom Penh. Dort gibt es etliche Massengräber, die z.T. geöffnet wurden - man hat die Knochen der dort vergrabenen inzwischen in einer gläsernen Pagode aufgeschichtet. Viel gibt es dort nicht zu sehen, aber gerade der Kontrast zwischen der landschaftlich wunderschönen Lage und den Massengräbern ist sehr stark.

An beiden Stellen fällt aber auch auf, dass die Khmer diese Vergangenheit ganz schön vermarkten. Nicht nur, dass man für beide Orte eigentlich ein recht hohes Eintrittsgeld bezahlen muß, es sind auch besonders viele Bettler vor den Toren, vor allem viele aggressive Bettler, die sich mit einem "nein" nicht zufrieden geben. Dazu wird sehr viel Literatur verkauft sowie mit Druck auf die Tränendrüse jeder mögliche Kitsch und Ramsch.



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