Flagge von Kambodscha

Weitere Information:

Die Regierung von Kambodscha

Tourismusministerium von Kambodscha

Sonstige Links:

Kim Wilde: Cambodia

Bildergalerien:

Angkor Thom, Südtor

Bayon, der Haupttempel von Angkor

Baphuon und Phimeanakas

Terassen der Elefanten und des Leprakönigs

voriger up arrow

Home
nächster

(c) 2004 Oliver Bonten

Angkor Thom (31.10.2003)

Eintrittskarte Angkor

Auf dem Gelände von Angkor wurden zwei Straßen als Rundwege angelegt, "Small Tour Circuit" und "Grand Tour Circuit", an denen die größten und bekanntesten Tempel von Angkor liegen. Am ersten Tag bin ich dem kleinen Rundweg gefolgt. Als Tourist darf man in Angkor nicht mehr Motorrad fahren, Motorradtaxis finde ich fürchterlich unbequem (man sitzt die ganze Zeit auf dem Rücksitz eines kleinen Motorrädchens), und Taxis sind sehr teuer. Deswegen schien mir das Fahrrad das ideale Verkehrsmittel zu sein, und das Radfahren macht in der tischebenen Landschaft auch Spaß. Man fährt von Siem Reap aus zunächst mal ca. 5km schnurgeradeaus nach Norden auf einer guten, asphaltierten Straße. Allerdings mit einem kleinen Schlenker durch die Ticket-Verkaufs- und Kontrollstelle. Nach kurzem Überlegen habe ich einen Wochenpaß für 60,00 US$ (52,29 ) gekauft, in den ein Foto einlaminiert wird (damit man den Paß nicht verleiht). Alternativ kann man auch einen 3-Tage-Paß für 40,00 US$ (34,86 ) oder eine Tageskarte für 20,00 US$ (17,43 ) kaufen, letztere ohne Foto. Im Übrigen gibt es dort auch einen Fotografen, und soweit ich weiß, kostet es nichts extra, wenn der Fotograf erst noch das Bild machen muß. Ich hatte aber ein Paßbild mitgebracht. Für die meisten Leute sind drei Tage für die Besichtigung genug, ich hatte allerdings (zu Recht) meine Bedenken und habe sicherheitshalber gleich die Wochenkarte gekauft. Verlängern kan man im Nachhinein nämlich nicht.

Danach fährt man von Siem Reap aus durch eine Art Wald auf eine T-Kreuzung zu, hinter der sich ein Fluß zu befinden scheint (und jenseits des Flusses wieder Wald). Beim Näherkommen erkennt man jedoch, dass der Fluss in Wirklichkeit ein Wassergraben von ca. 200m Breite und einem guten Kilometer Länge ist. Man radelt an diesem Wassergraben entlang, um die Ecke, und nach einigen hundert Metern hinein in ein Pandämonium von Verkehrsmitteln und Verkaufsständen - dort befindet sich nämlich das Haupttor von Angkor Wat, dessen Zinnen man im Hintergrund erkennt. Der Wassergraben war der Wassergraben von Angkor Wat, und das "Wäldchen" befand sich auf der künstlichen Insel, auf der Angkor Wat erbaut ist. Am ersten Tag habe ich diesen Tempel noch links (genauer: rechts) liegenlassen und bin noch ca. 2km schnurgerade nach Norden weitergeradelt bis zum Südtor der Stadt Angkor Thom. (Daran erkennt man auch, dass die ganzen Anlagen aufeinander ausgerichtet waren - sowohl Angkor Thom als auch Angkor Wat sind exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet, und die Straße führt an Angkor Wat vorbei mittig auf die südliche Stadtmauer von Angkor Thom zu.)

Angkor Thom, Südtor

Angkor
	    Südtor

Das südliche Stadttor besteht zunächt aus einer Brücke über einen inzwischen ausgetrockneten Graben, deren "Geländer" aus den Figuren von Göttern (rechts) und Dämonen (links) besteht, die jeweils an einer Schlange ziehen. Anders als in der Legende ziehen beide am Kopf der Schlange, vermutlich, weil es einfach besser aussieht, wenn die Brücke eine gewisse rechts-links-Symmetrie aufweist - die Schlange hat nämlich eine ganze Reihe von Köpfen, die sich breit auffächern und somit einen schönen Abschluß des Brückengeländers ergeben, während das mit Schwänzen doof aussähe.

Die alten Khmer scheinen schon im 12. Jahrhundert einen kritischen Standpunkt zum Kolonialismus vorweggenommen zu haben: während die Götter nämlich alle Schlitzaugen haben, haben die Dämonen runde, westliche Augen. Im übrigen sind die meisten Figuren beschädigt - die wenigen, die vollständig sind, sind Replika - die Originale befinden sich gut bewacht im Museum von Phnom Penh. Zu viele Köpfe sind bereits der Motorsäge eines Kunstdiebs zum Opfer gefallen. Vom eigentlichen Tor blickt dann als auffälligstes Kennzeichen in alle vier Himmelsrichtungen ein riesiges Gesicht herab.

Angkor Thom war eine ca. 3x3km große befestigte Stadt, deren Bauten ungefähr zu den letzten großen Bauwerken der alten Khmer gehören. Man sollte das nicht zu schnell überlesen: Angkor Thom hatte eine Seitenlänge von 3km! Das sind 9 Quadratkilometer! Das ist viel. Das sind 12km Stadtmauer - selbst Sukhothai und Ayutthaya waren kleiner. Die ummauerten "Burgen" europäischer Städte des Mittelalters waren wesentlich kleiner.

Nach Fertigstellung haben die Khmer die Stadt noch ein bis zwei Jahrhunderte lang benutzt und erhalten, ohne aber viel neues zu bauen, bis die Thai ante portas standen und die Hauptstadt verlegt wurde. Danach ist Angkor verfallen. Dasselbe gilt für Kambodscha an sich, das nach dem Ende der Angkor-Zeit immer unbedeutender wurde und jahrhundertelang nur noch abwechselnd als Vasallenstaat von Vietnam und Siam existiert hat, manchmal auch beiden gleichzeitig Tribut zahlen mußte, bis schließlich die Franzosen kamen. Nach der Dekolonisierung ist der Status dann wegen des aufziehenden Vietnamkrieges auch nicht viel anders gewesen - Vietnams westliche Nachbarstaaten sind ja ohne Bedenken mit in den Krieg einbezogen worden, was unter anderem das Land soweit destabilisiert hat, daß Pol Pot die Macht ergreifen konnte, und unter der vietnamesischen Besetzung war Kambodscha quasi wieder ein vietnamesischer Vasallenstaat. Mit der Rückkehr des Thai Baht und den vielen thailändischen Investitionen als Folge der Demokratisierung schlägt das Pendel gerade wieder in die andere Richtung.

Flankiert wird das Südtor von Angkor Thom von einigen lebensgroßen, grimmig aussehenden Elefantenköpfen, deren Rüssel sämtlich auf irgendwelchen Blüten ruhen, vermutlich, weil sie sonst abbrechen würden.

Bayon

Bayon - Lokesvara

Vom Tor aus geht es durch Wald (der inzwischen eher wie ein gepflegtes Wäldchen aussieht als wie der Dschungel, den die Franzosen vorfanden) zum Zentrum von Angkor Thom, wo der Haupptempel Bayon steht. Auffälligstes Merkmal des Bayon ist, dass er sehr viele Türme hat und wieder von jedem Turm in alle vier Himmelsrichtung ein riesiges Gesicht herabblickt, insgesamt sind es mehr als 200 Gesichter. Welchen Eindruck das auf einen Bewohner oder Besucher von Angkor Thom gemacht haben mag, ist wohl klar: Big Brother is watching you! (Übrigens hat sich auch Pol Pot eine Zeit lang als "Bruder Nr. 1" bezeichnet - ob in Unkenntnis von George Orwell, oder in der Überzeugung, dass sein Volk Orwell nicht gelesen hat, weiß ich nicht. Später hat er sich auch "Bruder Nr. 87" genannt - ich frage mich, wer Nr. 1 bis 86 waren.) Der Bayon hat einige sehr interessante Reliefs, darunter auch eine Darstellung des Aufschäumen des Milchozeans sowie einige Darstellungen aus der Khmer-Geschichte, u.a. von Feldzügen gegen die Cham. (Die Cham leben derzeit als ethnische Minderheit in Kambodscha und Vietnam. Sie sind Moslems, sprechen Malaiisch, und sind in beiden Ländern bei der Bevölkerung wohlgelitten.)

Elefantenterrasse, Terasse des Leprakönigs

Hinter dem Bayon gibt es einige kleinere und weniger wichtige Tempel, die z.T. geschlossen bzw. im Falle des Baphuon teilweise demontiert sind. Der Baphuon wird auseinandergenommen, um tragende Steine, die beschädigt sind, zu reparieren oder durch neue zu ersetzen. Dabei werden u.a. nicht sichtbare Steine durch solche aus einem leichteren Material ersetzt, damit der Tempel das nächste Mal länger hält (jedenfalls, wenn ich die französischen Erklärungen richtig verstanden habe).

Figur, Terasse des
	    Leprakönigs

Etwas weiter nördlich sind zwei Terassen erhalten, auf denen der alte Königspalast stand. Die "Elefantenterasse" wird von Darstellungen lebensgroßer Elefanten und Garudas gesäumt. (Ob ein Garuda lebensgroß ist, läßt sich natürlich schwer beurteilen, aber wenn man davon ausgeht, dass sein Reiter, der Gott Vishnu, so groß ist wie ein Mensch, dann waren die Garudas lebensgroß.) Leider liegt die Terasse an einem Sumpf, so dass man an die meisten Reliefs und Plastiken nicht nahe herankommt. Daneben liegt die kleine Terasse des Leprakönigs. Der Ursprung des Namens liegt im Dunkeln, aber der Leprakönig ist eine Gestalt aus der Khmer-Sage, und manche vermuten, dass es sogar Jayavarman VII selber gewesen sei, der letzte "große" König der Angkor-Zeit. Eine Skulptur auf der Terasse stellt mit Sicherheit nicht den Leprakönig der Legende dar, es kann aber sein, dass die Khmer das wegen der Art und Weise, in der die Skulptur mit Flechten bewachsen war und diese von der Plastik auch abblätterten, gedacht hatten. Diese Terasse hat zwei Reihen sehr detailliert ausgearbeiteter Reliefs.

Danach habe ich noch ein paar kleinere Tempel ausserhalb von Angkor Thom angesehen - nach dem letzten Tempel war es noch ein Rückweg von ca. 16km mit dem Fahrrad bis nach Siem Reap, das war doch ein wenig weitläufiger als ich gedacht hatte. Der Weg ist aber nicht nur eben, sondern auch auf guter Strasse und durch angenehme Landschaft, so dass das halb so wild ist. An dem Abend war mir auch klar, dass es eine gute Idee war, das Wochenticket zu kaufen. Ich bin im wesentlichen einem Tourvorschlag aus einem Büchlein gefolgt, habe aber an dem Tag zwei Tempel nicht gesehen, die auf dem Plan standen. Das klingt nach wenig, die zwei Tempel waren aber Angkor Wat und Ta Prohm, die zu den allerwichtigsten und allerinteressantesten gehören. Das mit den drei Tagen wäre also nie hingekommen.



voriger up arrow

Home
nächster

This page has been created on Donnerstag 19. Dezember 2013 from travelog.xml using travelog.xsl.